Weißer Hai mit einer Taucherin

Tag zum Schutz der Haie Wer bedroht hier eigentlich wen?

Stand: 14.07.2022 08:43 Uhr

Haie spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Meere und müssten besser geschützt werden, betonen US-Experten anlässlich des "Shark Awareness Days". Doch vor allem in den USA haben Hai-Attacken zuletzt zugenommen.

Schon wieder mehrere Hai-Angriffe an Stränden von Long Island im US-Bundesstaat New York. Ernsthaft verletzt wurde zwar niemand. Aber die Aufregung ist groß, wie der Fernsehsender CBS berichtet. Unter anderem wurde der Rettungsschwimmer Zachari Gallovon bei einem Trainingseinsatz vor der Küste von Long Island von einem Hai in die Hand gebissen. "Dreimal habe ich zurückgeschlagen. Dann hat der Hai mit seinem Schwanz auf meine Brust geschlagen", erzählt Gallovon.

Mehr als 40 Mal haben Haie seit Jahresbeginn Menschen in den USA angegriffen. Neben Long Island sind vor allem die Küsten des US-Bundesstaates Florida betroffen. Fast immer gehen diese Angriffe glimpflich aus.

Mehr Menschen-Bisse in der U-Bahn als Hai-Bisse weltweit

Glücklicherweise stünden Menschen nicht auf der Speisekarte von Haien, betont Neil Hammerschlag. Er leitet das Zentrum für Haiforschung und -schutz an der Universität von Miami in Florida. Und er gibt ein anschauliches Beispiel: Jedes Jahr würden in der New Yorker U-Bahn mehr Menschen von anderen Menschen gebissen als weltweit gesehen von Haien.

Hai-Experten wie Hammerschlag wünschen sich ein größeres Bewusstsein für Haie. Denn die Tiere gehören zu den so genannten Schlüsselarten oder Schlüsselspezies. So nennen Biologen Tierarten, die im Vergleich zu ihrer geringen Häufigkeit einen sehr großen Einfluss auf die Artenvielfalt innerhalb eines Ökosystems haben. Zum Beispiel im Meer. Hier sind Haie so etwas wie Park-Ranger oder Aufpasser.

"Haie sind wichtig, denn sie helfen dabei, das Gleichgewicht der Lebewesen im Meer zu regulieren", erläutert der Hai-Experte. Haie würden beispielsweise dazu beitragen, die Fischarten zurückzudrängen, die zu dominant würden und dadurch andere Arten bedrohen. Auch kranke, schwache und tote Fische werden von Haien gefressen. Sie helfen also dabei, das Meer sauber zu halten, erklärt Hammerschlag. Er gehört zu den anerkanntesten Hai-Experten der USA, wo er seit Jahren unermüdlich für den Schutz der Haie wirbt.

Experte schätzt: Jährlich bis zu 100 Millionen getötete Haie

Zu tun gebe es aber vor allem in Europa einiges, betont Hammerschlag. Zum Beispiel was den Handel mit Haifischflossen angeht, obwohl diese in Europa fast gar nicht gegessen werden. "Haifischflossen werden allesamt nach China verkauft und von dort gehen sie weiter in andere asiatische Staaten". Doch viele der Fischereiflotten, die diese Haifischflossen liefern, würden aus der Europäischen Union kommen. "Eines der größten Länder beim Handel mit den Flossen ist Spanien", sagt Hammerschlag.

Mehrere nichtstaatliche Organisationen fordern die Europäische Union auf, den Handel mit Haifischflossen zu verbieten, um die Tiere besser zu schützen. Hammerschlag schätzt, dass jedes Jahr weltweit bis zu 100 Millionen Haie getötet werden. Viel zu viele seien das natürlich, aber dennoch ist der Professor der Universität Miami optimistisch. "Noch nie zuvor haben sich so viele Menschen für Haie interessiert und für den Schutz der Meere eingesetzt wie heute. Noch nie gab es auch so viele Gesetze für den Schutz der Ozeane und der Haie." Das mache ihn zuversichtlich.

Steffen Wurzel, Steffen Wurzel, ARD Washington, 14.07.2022 08:08 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Kultur am 14. Juli 2022 um 05:45 Uhr.