EU-Parlament kippt Sonderregelung Keine Schlupflöcher mehr beim Hai-Finning
Beim sogenannten Finning werden Haien die Flossen abgeschnitten, um diese zu verkaufen. Das ist in der EU erlaubt. Verboten ist aber, das Tier danach wieder ins Meer zu werfen. Doch durch eine Sonderregelung war Finning weiterhin möglich. Jetzt hat die EU dieses Schlupfloch geschlossen.
Von Birgit Schmeitzner, BR-Hörfunkstudio Brüssel
Seit 2003 ist das so genannte Finning in der EU verboten. Das bedeutet, man darf nicht einen Hai fischen, ihm an Bord des Schiffes die wertvolle Flosse abhacken und den Körper einfach im Meer entsorgen. Fischern gerade aus Portugal und Spanien war es allerdings durch eine komplizierte Ausnahmeregelung erlaubt, Fischkörper und Flossen getrennt an Bord zu verstauen. Nur: Wer prüft das nach? Vor allem, weil Körper und Flossen an unterschiedlichen Häfen angelandet werden dürfen.
EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki sagt, sogar wenn sie es wollte, könnte sie nicht auf jedes Boot einen Beamten schicken. Und so schlug Damanaki vor, die Ausnahmeregelung zu streichen und konsequent zu sagen, dass Haifisch-Flossen erst an Land vom Körper abgetrennt werden dürfen, um so das Problem mit der effektiven Kontrolle zu lösen.
Widerstand aus Portugal und Spanien
Die Fischereinationen Spanien und Portugal hatten sich bis zum Schluss gewehrt. Auch die zuständige Berichterstatterin im Europaparlament, eine portugiesische Abgeordnete, machte sich für einen Erhalt der Ausnahmen stark. Doch am Ende stimmten nur 47 Parlamentarier in ihrem Sinne. Die große Mehrheit im Plenum, 566 Abgeordnete, sprach sich für eine klare Regelung ohne Schlupflöcher aus. "Dass das Hai-Finning nicht gut ist, sondern barbarisch,und dass es abgeschafft werden sollte, darüber sind wir uns ziemlich einig", sagte die FDP-Politikerin Regine Meißner im Verlauf der Debatte.
Einige Haifischarten vom Aussterben bedroht
Haifischflossen gelten vor allem im asiatischen Raum als Delikatesse. Gerade in China gehört deshalb die teure Haifischflossensuppe zu einem Festbankett oder einer Hochzeit dazu. Die große Nachfrage sorgt dafür, dass immer mehr Haifischarten überfischt werden und einige Bestände sogar gefährdet sind.
Uta Bellion, die Leiterin des Europäischen Meeresprogrammes der Pew Environment Group, sieht das mit Sorge: "Haie haben eine andere Biologie. Sie brauchen länger, um schwanger zu werden. Die Schwangerschaften dauern länger als bei anderen Fischen und sie haben weniger Nachkömmlinge."
Bellion begrüßt deshalb das Votum der Parlamentarier und spricht von einem guten Tag für den Haischutz. Allerdings würde sie sich wünschen, dass das nur ein erster Schritt sei hin zu einem nachvollziehbaren Management des Haifangs. Denn für Blau- und Makrelenhaie, so klagt Bellion, gebe es nach wie vor keine Fangquoten. Das war kein Problem, als Haie für den Handel noch unattraktiv waren und die Politik deshalb von reinem Beifang sprach. Das hat sich aber inzwischen geändert: Weil zum Beispiel Schwertfisch oder Thunfisch überfischt sind und die erlaubte Fangmenge für diese Arten begrenzt wurde, weichen viele Fischer auf den einst verschmähten Hai aus.