Referendum zu Grenzen Venezuela stimmt über Nachbarland ab
In Venezuela dürfen die Menschen heute abstimmen. Es wird allerdings kein Präsident oder Parlament gewählt: Die Grenzen des Landes sollen neu gezogen werden - ein Referendum mit gehörigem Sprengstoff.
Venezuela fragt seine Bevölkerung heute, ob die Gegend Essequibo, auch Esequiba genannt, ein neuer venezolanischer Staat werden soll. Nur: Essequibo ist seit einer mehr als 120 Jahre alten Schiedsgerichtsentscheidung Teil von Venezuelas Nachbarland Guyana, das bis 1966 britische Kolonie war.
Ölvorkommen wecken Begehrlichkeiten
Venezuela erhebt allerdings seit Jahrzehnten Ansprüche. Auf Venezuelas Karten wird das dünn besiedelte Essequibo als eigener Landeteil geführt, das immerhin zwei Drittel des guyanischen Staatsgebietes ausmacht. Seit der Ölkonzern ExxonMobil 2015 in dem Gebiet Ölvorkommen entdeckt hatte, wuchsen Venezuelas Begehrlichkeiten. Die Reserven Guyanas werden nach weiteren Funden heute als größer als die von Kuwait angenommen.
Das ebenfalls ölreiche, von Präsident Nicolás Maduro autoritär regierte Venezuela leidet dagegen seit Jahren unter einer anhaltenden Wirtschaftskrise. Millionen Venezolaner haben aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Situation in den letzten Jahren das Land verlassen.
Guyana wollte Referendum verhindern
Guyana hatte das Referendum als "existenzielle" Bedrohung bezeichnet und den Internationalen Gerichtshof in Den Haag angerufen. Dieser hatte Venezuela am Freitag angewiesen, sich nicht in die umstrittene Region einzumischen. Das Gericht wies Venezuela jedoch nicht ausdrücklich an, sein Referendum zu stoppen.
Guyanas Präsident Ifraan Ali begrüßte den Gerichtsentscheid und betonte, es sei Venezuela untersagt worden, guyanisches Hoheitsgebiet zu annektieren. Venezuela Regierung wertet das Urteil völlig anders: Der Gerichtshof habe den Versuch Guyanas zurückgewiesen, die Durchführung des Referendums zu verhindern. Mit Ergebnissen wird am Montagmorgen deutscher Zeit gerechnet.