15 Jahre nach "Wunder vom Hudson" "Es sah aus wie im Film"
Im Januar 2009 musste ein Flugzeug im New Yorker Hudson notlanden, nachdem ein Schwarm Gänse in die Triebwerke geraten war. Alle Menschen an Bord überlebten - und Pilot "Sully" verhinderte einen Absturz über Manhattan.
Es waren Bilder einer unglaublichen Geschichte - an jenem Januartag in New York: "Alle sind heil raus. Wir sind hart aufgeschlagen, aber dank des Piloten - der hat einen Höllenjob gemacht", sagte ein Passagier. "Es sah aus wie im Film, unglaublich", berichtete ein Augenzeuge.
Für Chesley "Sully" Sullenberger war es ein Start wie Hunderte andere, als er einen fast voll besetzten Airbus von New York nach Charlotte in North Carolina fliegen sollte. Keine zwei Minuten war die US-Airways-Maschine in der Luft, als sie in einen Schwarm Wildgänse geriet, erzählte Sullenberger dem Wirtschaftsmagazin Inc.com.
Wir waren mit einer Geschwindigkeit von etwa 96 Metern pro Sekunde unterwegs. Ich sah die Vögel etwa drei Footballfelder vor uns, aber hatte keine Zeit mehr, sie zu umgehen. Und dann füllten sie die Windschutzscheibe wie in einem Hitchcock-Film.
Drei Minuten und 28 Sekunden
Niemand hatte die großen Vögel auf dem Radar der Luftraumüberwachung kommen sehen. Mit einem dumpfen Knall begannen die drei Minuten und 28 Sekunden, die über Sullys Leben und das der 154 weiteren Menschen an Bord entschieden.
Sullenberger hörte ein Geräusch, wie er es vorher nicht gehört hatte. Schlagartig fielen die Triebwerke aus. Das Flugzeug sank um fünfeinhalb Meter pro Sekunde. Der erfahrene Pilot wusste: "Anders als all die Flüge, die ich in 42 Jahren absolviert hatte: Dieser würde nicht unbeschädigt auf einer Landebahn enden."
Er wusste auch, dass der Abflughafen La Guardia zu weit weg war. In dieser dicht besiedelten Hochhausstadt gab es nur eine Fläche, die sich zur Landung eignete: der Hudson. Der Pilot hatte drei Minuten und 28 Sekunden, um einen Plan zu fassen, sich mit seinen Co-Piloten zu verständigen und sorgfältig diese Durchsage zu formulieren:
Dies ist der Captain. Bereitet euch auf einen Aufschlag vor.
Keine Panik an Bord
Das Bordpersonal hatte die Sache ruhig im Griff, es brach keine Panik aus. Dabei flog der Co-Pilot Jeff Skiles die Maschine noch nie mit Besatzung, wie er auf einer Veranstaltung in New York erzählte. Es sei sein erster Flug mit einem Airbus 320 gewesen. Tage zuvor habe er seine Prüfung gemacht: "Und dann gleich das", erinnerte er sich.
Wie Sullenberger beschreibt, gehört eine Notwasserung zu den gefährlichsten Manövern überhaupt. Die Maschine hätte leicht zerbersten können. "Wir kamen so schnell runter, als würden wir zwei Stockwerke im Hotelfahrstuhl in einer Sekunde runtersinken", so Sullenberger.
Doch sein Manöver gelang. Dabei hätten viele Dinge schiefgehen können. Er erinnerte sich: "Wir hatten diese Situation niemals trainiert. In unserer Ausbildung war es gar nicht möglich, eine Wasserlandung zu üben."
Notlandung im Hudson von Hollywood verfilmt
Sullenberger rettete nicht nur alle Passagiere, die Crew und sich selbst. Er verhinderte auch eine Absturz-Katastrophe in der Hochhauswüste von Manhattan. Die Menschen trauten ihren Augen nicht.
Der Pilot blieb an Bord, bis er sicher war, dass alle anderen aus der schwimmenden Maschine im eiskalten Fluss in Sicherheit gebracht wurden. Für die Passagiere und für Menschen in aller Welt war der damals 57-Jährige ein Held. Für die Ermittler der US-Flugverkehrsbehörde wurde er ein Gejagter. Auf der Suche nach Verantwortlichen für das Drama wollten sie bei ihm einen schwarzen Fleck finden. Doch sie fanden keinen. "Sully" blieb ein Superheld.
Unter anderem verfilmte Hollywoodstar Clint Eastwood seine Geschichte mit Tom Hanks in der Hauptrolle. Wenn Pilot "Sully" in diesen Tagen auf Events in New York auftaucht, dann überlässt der Lebensretter seinen Passagieren von damals die Hauptrolle: "Jeder, der in ein Flugzeug steigt, möchte gern glauben, dass 'Sully' es fliegt. Denn das garantiert: Es endet nicht immer in einer Katastrophe, wenn etwas schiefgeht", sagte Pam Seagle 15 Jahre nach dem Wunder vom Hudson.