Angespannte Lage in Kuba Protest wegen Strom- und Nahrungsmittelknappheit
Stundenlang kein Strom und kaum Lebensmittel - die Situation ist für viele Menschen im streng regulierten Kuba äußerst angespannt. Noch lässt die Regierung sie demonstrieren, schaltet aber offenbar zwischenzeitlich das Internet ab.
Viele Stunden lang fällt im Osten von Kuba immer wieder der Strom aus, hinzu kommen Lebensmittelengpässe - die Menschen dort haben ihrer Wut über diese Situation Ausdruck verliehen. In Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt, sind in einer selten öffentlichen Protestaktion Hunderte auf die Straßen gegangen.
"Die Leute riefen 'Essen und Strom'", berichtete ein Bewohner von Santiago, das 800 Kilometer von der Hauptstadt Havanna entfernt liegt. Später sei die Stromversorgung wiederhergestellt worden. Die Zahl an Stunden, wie lange der Strom in den vergangenen Tagen immer wieder ausgefallen ist, variiert stark. In Medien ist teils von bis zu acht, teils von mehr als 18 Stunden die Rede.
"Mehrere Menschen haben ihre Unzufriedenheit mit der Situation der Stromversorgung und der Lebensmittelverteilung zum Ausdruck gebracht", sagte der kubanische Präsident Miguel Diaz-Canel im Kurznachrichtendienst X und bestätigte die Proteste.
"Terroristen" aus den USA würden versuchen, weitere Aufstände zu schüren. "Diese Situation wird von den Feinden der Revolution für destabilisierende Zwecke ausgenutzt werden." Er rief zu einer "Atmosphäre der Ruhe und des Friedens" auf. Die Polizei sei in Santiago eingetroffen, um "Gewalt zu verhindern", hieß es in einem Bericht des staatlichen Senders CubaDebate.
USA mahnen zum Respekt des Demonstrationsrecht
Die US-Botschaft in Havanna teilte mit, es gebe Berichte über Proteste auch in anderen Provinzen. Sie forderte die kubanische Regierung auf X auf, die Rechte der Demonstranten zu respektieren. Der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez forderte Washington daraufhin ebenfalls via X auf, sich "nicht in die inneren Angelegenheiten des Landes einzumischen".
Eine Person, die anonym bleiben wollte, sagte der Nachrichtenagentur AP am Telefon, in Santiago sei nach den Demonstrationen das Internet abgeschaltet worden. Auch bei X berichteten mehrere Nutzer von Internetausfällen in der Stadt.
Kuba steckt in einer Wirtschaftskrise
Die Stromausfälle, die Kuba seit Anfang März plagen, hängen mit Wartungsarbeiten im größten Kraftwerk des Landes zusammen, das sich in der Provinz Matanzas östlich von Havanna befindet. Am Wochenende kam auch noch Treibstoffknappheit hinzu. Der Treibstoff wird für den Betrieb anderer Kraftwerke gebraucht.
Kuba ist mit einer der schwersten Wirtschafts- und Energiekrisen in der Geschichte des Landes konfrontiert. Stromausfälle haben sich in den vergangenen Wochen verschlimmert. Auch die Frustration über Lebensmittelengpässe und die Inflation steigt mehr und mehr. Die Situation wird für die Menschen auf der kommunistisch regierten Insel immer schwieriger.