Nach tödlichem Attentat Neuer Präsidentschaftskandidat in Ecuador ernannt
Die Partei des ermordeten Präsidentschaftskandidaten Villavicencio in Ecuador legt eine Kehrtwende hin und ernennt einen neuen Nachfolger: Statt der Vizepräsidentschaftskandidatin soll nun ein Journalist ins Rennen gehen.
Nach dem tödlichen Attentat auf den ecuadorianischen Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio hat seine Partei Construye die Entscheidung zu seiner Nachfolge geändert. Der Journalist Christian Zurita soll nun am 20. August ins Rennen gehen. Wie auch Villavicencio ist der 53 Jahre alte Zurita Investigativjournalist. Nach Medienberichten arbeiteten sie zusammen, etwa an Berichten über Korruption in der Regierung des Ex-Präsidenten Rafael Correa und waren enge Freunde.
Einen Tag zuvor hatte Construye noch verkündet, die Umweltaktivistin Andrea González Náder, die bisherige Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, solle statt Villavicencio kandidieren.
Dass nun an ihrer Stelle Zurita kandidiert, habe mit formalen Gründen zu tun. Denn es blieb unklar, ob die Wahlbehörde CNE Gonzáles Náder als Präsidentschaftskandidatin zulassen würde, nachdem sie schon für das Amt des Stellvertreters registriert war - das soll sie nun auch bleiben. "In Ermangelung klarer Antworten der CNE und angesichts der wütenden Reaktion einiger politischer Kreise werden wir kein Risiko eingehen", teilte die Mitte-Links-Partei mit.
Sechs Verdächtige in Untersuchungshaft
Villavicencio, der sich dem Kampf gegen die Korruption in dem südamerikanischen Land verschrieben hatte, war am Mittwoch nach einer Kundgebung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Mindestens neun Menschen wurden dabei verletzt, ein Verdächtiger erlag nach einem Schusswechsel mit Sicherheitskräften seinen Verletzungen. Sechs Verdächtige, allesamt Männer aus dem Nachbarland Kolumbien, kamen in Untersuchungshaft. Präsident Guillermo Lasso machte das "organisierte Verbrechen" für den Mord an dem Politiker verantwortlich. Er verhängte einen 60-tägigen Ausnahmezustand im Land.
Innenminister Juan Zapata erklärte, die Ermittler gingen vor allem der Frage nach, wer den Mord an dem 59-jährigen Politiker in Auftrag gegeben haben könnte. Der inhaftierte Bandenchef José Adolfo Macías soll Villavicencio in der Vergangenheit mit dem Tod bedroht haben; er wurde am Wochenende in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt.
Wahlen vorgezogen
Die Wahl am kommenden Sonntag wurde vorgezogen, weil Lasso inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens wegen mutmaßlicher Unterschlagung das Parlament aufgelöst hatte.