Ausgemusterter Flugzeugträger Brasilien will Giftmüll-Schiff versenken
Brasilien plant, ein ehemaliges Kriegsschiff im Atlantik zu versenken. Die Behörden sehen darin die einzige Chance, den Flugzeugträger gefahrlos loszuwerden. Das Schiff enthält laut Umweltorganisationen tonnenweise Giftstoffe.
Die brasilianischen Behörden wollen einen höchst maroden Flugzeugträger im Atlantik versenken. Das sei angesichts seines Zustands die einzige Möglichkeit, das einstige Vorzeigeschiff der französischen Armee gefahrlos loszuwerden, teilten die Marine und das Verteidigungsministerium bereits am Mittwoch gemeinsam mit.
Die Entscheidung gilt als hoch umstritten: Nach Angaben von Umweltorganisationen enthält das 266 Meter lange Schiff tonnenweise Asbest, Farben und andere giftige Abfälle.
"30.000 Tonnen schweres Giftpaket"
Bereits vor zwei Wochen hatte die brasilianische Marine mitgeteilt, dass sie das Schiff im Atlantik abgeschleppt habe. Sie betonte aber, dass es angesichts seines schlechten Zustandes und des "erhöhten Risikos" für die Umwelt nicht mehr in einen brasilianischen Hafen oder auch nur in brasilianische Hoheitsgewässer dürfe.
Mehrere Organisationen äußerten daraufhin Befürchtungen hinsichtlich eines "Umweltvergehens". Wenn Brasilien das Schiff "vorsätzlich" versenke, "käme das einem vom Staat in Auftrag gegebenen Umweltvergehen gleich", erklärte die Nichtregierungsorganisation Shipbreaking Platform. Die Umweltorganisation Robin Wood bezeichnete den ehemaligen Flugzeugträger als "30.000 Tonnen schweres Giftpaket".
Vor der Jahrtausendwende war der Flugzeugträger noch für die französische Marine im Einsatz.
Klage der Staatsanwaltschaft abgewiesen
Das sechs Jahrzehnte alte Kriegsschiff irrte seit Monaten im Atlantik umher. Ursprünglich sollte es zum Abwracken in die Türkei geschleppt werden, doch als es auf der Höhe von Gibraltar war, zogen die türkischen Behörden die Einlaufgenehmigung zurück.
Brasilien ließ den Flugzeugträger zurückkehren, trotz oder wegen der festgestellten "Verschlimmerung der Schäden" am Schiffsrumpf - aber in keinen Hafen hinein. Nachdem das Schiff mehrere Monate vor dem Hafen von Suape im Nordosten Brasiliens lag, drohte die türkische Werft, es aufzugeben und führerlos in brasilianischen Gewässern zurückzulassen.
Die brasilianische Umweltbehörde Ibama, die für die Einhaltung der Basler Übereinkunft zur grenzüberschreitenden Entsorgung gefährlicher Abfälle zuständig ist, rief die brasilianische Marine auf einzuschreiten. Marine und Verteidigungsministerium entschieden daraufhin, das Schiff versenken zulassen. Das Risiko, dass es sonst unkontrolliert untergehe, sei einfach zu groß. Zuvor war eine Klage der brasilianischen Staatsanwaltschaft gegen die Pläne von einem Gericht des Bundesstaats Pernambouc zurückgewiesen worden.
Brasilien kaufte Kriegsschiff von Frankreich
Die einstige "Foch" stand 37 Jahre lang in den Diensten der französischen Marine. Im Jahr 2000 wurde sie von Brasilien gekauft und in "São Paulo" umbenannt. Das Schiff bereitete bald Probleme, seine Modernisierung wäre jedoch zu teuer gewesen - zumal ein Brand im Jahr 2005 seinen Zustand weiter verschlechterte. Brasilien beschloss, es loszuwerden.
Im April 2021 kaufte die türkische Werft Sök Denizcilik das riesige Schiff, um das Altmetall auszuschlachten. Ein niederländischer Schlepper fuhr mit der "São Paulo" auf Kosten der Werft durchs Meer.
Das Schiff befindet sich laut Marine nun 350 Kilometer vor der brasilianischen Küste in einem Gebiet mit einer Meerestiefe von 5000 Metern. Dies sei das "sicherste Gebiet", um es zu versenken. Wann dies geschehen soll, blieb zunächst offen.