Dengue-Fieber in Rio de Janeiro "Die Menschen sind sich des Problems nicht bewusst"
Es wird geschwitzt und gefeiert in Rio - der Karneval läuft. Doch auch das von Mücken übertragene Dengue-Fieber greift um sich. Seit Februar gilt der Gesundheitsnotstand. Besonders betroffen sind die ärmsten Viertel, die Favelas.
36 Grad, schwüle Hitze und eine Million schwitzende Menschen, die durch die Straße tanzen: Der Karneval in Rio de Janeiro ist in vollem Gange. Doch ausgerechnet jetzt breitet sich das Dengue-Fieber aus. Es wird von Mücken übertragen. Rio erlebe die größte Infektionswelle seit 50 Jahren, erklärte Bürgermeister Eduardo Paes. Es gilt der Gesundheitsnotstand. Doch die Partygänger hält das nicht vom Feiern ab.
"Hier an Karneval ist es kein großes Problem", sagt Lais Morendi. "Wir interessieren uns nur fürs Feiern. Was kann man schon gegen die Mücken tun?“ Marcio de Sousa arbeitet im Gesundheitssektor. Er sagt: "Die Lage ist besorgniserregend, wir müssen uns mit Mückenmittel schützen, aber den Karneval trotzdem genießen."
Hohe Niederschläge und eine Hitzewelle begünstigen die Ausbreitung. Die Stadt versucht, an touristischen Orten wie dem Sambodrom gegen die Überträger-Mücken vorzugehen - die Hotspots befinden sich aber ohnehin weit ab der großen Avenidas.
Es seien die ärmsten Viertel von Rio, die Favelas, die besonders stark mit dem Virus zu kämpfen hätten, erklärt Daniel Soranz vom Gesundheitssekreteriat von Rio de Janeiro: "Leider sind die Orte mit niedrigem sozialen Entwicklungsindex auch die Orte, an denen wir die höchsten Fallzahlen haben. Das beunruhigt uns umso mehr, weil es dort oft am schwierigsten ist, eine Behandlung zu bekommen."
Favelas besonders betroffen
Aus diesem Grund schickt das Gesundheitsamt von Rio de Janeiro seit diesem Monat Helfer in die besonders betroffenen Favelas. Einer davon ist Francisco Fabio. Zusammen mit anderen Gesundheitshelfern zieht er durch die Straßen der Favela Ladeira dos Tabajaras nahe der Copacabana.
Viele Häuser sind notdürftig mit Wellblech und Holzbrettern zusammengeschustert worden. In den engen, ungepflegten Gassen stapeln sich Müllberge, ein unangenehmer Geruch liegt in der Luft. "Die Menschen sind sich des Problems gar nicht bewusst. Die Leute schmeißen ihren Müll einfach in verlassene Autos, weil es nicht genügend Mülleimer gibt", sagt Fabio.
Im Müll an einigen Straßen in Rio de Janeiro verstecken sich oftmals Gefäße mit stehendem Wasser - optimaler Nährboden für Mücken.
Gefäße mit stehendem Wasser - Nährboden für Mücken
In den Müllbergen der Favelas verstecken sich oftmals Gefäße mit stehendem Wasser - ein optimaler Nährboden für Mücken. In einer Seitenstraße wurde ein völlig demoliertes Auto zu einer Müllhalde umfunktioniert. Plastiktüten und vergammeltes Essen mischen sich mit Behältern von Flüssigkeiten.
Fabio streift sich Latexhandschuhe über und durchsucht die Müllberge. "Wir kommen hierher und versuchen, so viel Wasser wie möglich zu entfernen. Dazu gebe ich hier ein Mittel gegen Mückenlarven dazu, es tötet die Eier der Larven ab, die so klein sind, dass man sie gar nicht sehen kann", sagt Fabio weiter.
Ein Gesundheitsmitarbeiter schüttet in einer Favela in Rio einen Wassertank aus, um stehendes Wasser zu vermeiden.
Impfkampagne gestartet
Durch persönliche Gespräche wollen die Gesundheitshelfer die Anwohner aufklären. Dengue kann hohes, wochenlanges Fieber und starke Schmerzen verursachen, in schlimmen Fällen auch tödlich sein. Hoffnung wird nun in die Impfkampagne gegen das Virus gesetzt, die nun gestartet ist. Doch noch reichen die Dosen nicht aus, bisher werden im öffentlichen Gesundheitssystem nur Kinder geimpft.
So müssen sich die Favela-Bewohner erst einmal selbst vor dem Dengue-Fieber schützen. In einer Welt, die so weit weg scheint von den pompösen Karnevalsparaden im Sambodrom.