Mexiko Dutzende Tote bei Brand in Migrationszentrum
Bei einem Brand in einer mexikanischen Flüchtlingsunterkunft sind nach Regierungsangaben mindestens 39 Menschen ums Leben gekommen. Präsident Obrador sagte, Migranten hätten das Feuer aus Protest gegen ihre Abschiebung oder Verlegung gelegt.
In einem Gebäude der mexikanischen Migrationsbehörde (INM) in der Stadt Ciudad Juárez hat es nach Behördenangaben einen Brand gegeben. Mindestens 39 Menschen kamen dabei ums Leben, 29 weitere wurden verletzt. Bei den meisten Todesopfern soll es sich um Flüchtlinge handeln.
Nach Angaben der Einwanderungsbehörde hielten sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Nacht auf Dienstag 68 erwachsene Männer aus Mittel- und Südamerika in der Unterkunft auf. Medienberichten zufolge waren die Menschen am Vortag an verschiedenen Grenzübergängen in Ciudad Juárez aufgegriffen worden. Sie waren in die Migrantenunterkunft gebracht worden, um sie später in ihre Heimatländer abzuschieben.
Viele Unterkünfte sind überfüllt
Die Behörden gehen davon aus, dass die Migranten erfahren hatten, dass ihre Abschiebung oder Verlegung an einen anderen Ort bevorstand. "Aus Protest legten sie Matratzen vor die Tür der Unterkunft und zündeten sie an", sagte Präsident Andrés Manuel López Obrador in seiner täglichen Pressekonferenz.
Ciudad Juárez im Norden Mexikos grenzt direkt an die Stadt El Paso im US-Bundesstaat Texas. Die Unterkünfte sind oft überfüllt, weil viele Menschen auf eine Gelegenheit zum Grenzübertritt warten oder in den USA Asyl beantragt haben. Viele von ihnen harren monate- oder gar jahrelang in Einrichtungen für Migranten aus.
Kirche beklagte Polizeigewalt
Zuletzt hatte es wiederholt Berichte über Übergriffe lokaler Sicherheitskräfte gegeben, die von den Bewohnern der Unterkunft Schutzgeld eingefordert hätten. Vor drei Wochen waren Sicherheitskräfte in die Kathedrale von Ciudad Juárez eingedrungen und hatten das Kirchenasyl verletzt.
In einer Stellungnahme verurteilte die katholische Bischofskonferenz des Landes das Vorgehen der Polizei: "Es wurde Gewalt angewendet und die physische und psychische Integrität der Menschen verletzt", kritisierten die Bischöfe. Augenzeugen berichteten zudem, dass die Polizei in Ciudad Juárez immer wieder versuche, den Migranten Geld und Wertgegenstände abzunehmen.
Ins Visier der Kritik geriet zuletzt auch die Stadtverwaltung von Ciudad Juárez, die es - nach Meinung der Kirche - versäumt hat, angemessene Pläne und Strategien für die Betreuung der Ankömmlinge zu entwickeln.
2018 versprach Obrador ein humanes Vorgehen
Die katholische Kirche ist in Mexiko eine der wenigen Institutionen, die sich seit Jahren für die Belange von Migranten einsetzt. Es gibt zahlreiche kirchliche Herbergen, die Betroffenen Schutz, eine Schlaf- und Waschgelegenheit sowie eine warme Mahlzeit garantieren.
Zwischen der Kirche und dem mexikanischen linkspopulistischen Präsidenten Obrador kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Diskussionen über den richtigen Ansatz in der Migrationspolitik. Obrador hatte im Wahlkampf 2018 ein humanes Vorgehen versprochen, inzwischen geht seine Regierung zunehmend rigoros gegen Migranten vor.