Präsidentenwahl in Argentinien Massa und Milei gehen in die Stichwahl
Eigentlich galt der Populist Milei als Favorit vor der Abstimmung - am Ende gewann überraschend Wirtschaftsminister Massa die erste Runde der Präsidentenwahl in Argentinien. Trotzdem ist nun wieder alles offen.
Die Präsidentenwahl in Argentinien wird in einer Stichwahl zwischen dem amtierenden Wirtschaftsminister Sergio Massa und dem populistischen Ökonom Javier Milei entschieden. In der ersten Wahlrunde kam Massa nach Auszählung fast aller Stimmen überraschend auf rund 36 Prozent, wie die Wahlbehörde mitteilte.
Der Populist Milei, der in Umfragen vor der Wahl geführt hatte, erhielt demnach knapp 30 Prozent der Stimmen. Die frühere Innenministerin Patricia Bullrich vom konservativen Oppositionsbündnis Juntos por el Cambio (Gemeinsam für den Wandel) erzielte etwa 23 Prozent.
Massa ruft zu Einigkeit auf
Massa war für das Mitte-links-gerichtete Regierungslager angetreten, das die Politik Argentiniens seit Jahrzehnten dominiert. Nach der Wahl rief er zur Einigkeit auf. Er werde als Präsident eine Regierung der nationalen Einheit führen, versprach er. Argentinien brauche Stabilität.
Milei, der vor der Abstimmung als Favorit galt, appellierte nun an jene 64 Prozent der Wähler, die nicht für die "kriminelle Organisation" gestimmt hätten. Er wolle versuchen, die Kräfte für einen Politikwechsel zu bündeln. Der selbst ernannte "Anarchokapitalist" will den US-Dollar als gesetzliches Zahlungsmittel einführen, die Zentralbank und viele Ministerien abschaffen und die Sozialausgaben radikal kürzen.
Wirtschaftskrise hat das Land im Griff
Argentinien steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise: Die Inflationsrate liegt bei 138 Prozent, rund 40 Prozent der Menschen in dem einst reichen Land leben unter der Armutsgrenze. Argentinien leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso verliert gegenüber dem US-Dollar immer weiter an Wert, der Schuldenberg wächst ständig.
Vor der zweiten Runde ist alles offen
Trotz Massas Sieg in der ersten Runde ist das Rennen in der Stichwahl wieder offen. Zumindest ein Teil der konservativen und marktliberalen Wählerschaft der unterlegenden Kandidatin Bullrich könnte in der zweiten Runde am 19. November zu Milei überlaufen. Der künftige Präsident tritt dann am 10. Dezember sein Amt an.