EU-Kommissionsvize Timmermanns "AKP muss Wahlergebnisse akzeptieren"
Bei den Kommunalwahlen in der Türkei hat die Opposition vier der fünf größten Städte erobern können. Die AKP will nun das Votum in Ankara und Istanbul anfechten - davor mahnt die EU.
Angesichts der geforderten Neuauszählung der Stimmen nach den Kommunalwahlen in Istanbul und Ankara hat EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans die türkische Regierungspartei AKP zur Einhaltung demokratischer Grundsätze aufgefordert.
"Die Türkei hat sich in den vergangenen Jahren mit großer Geschwindigkeit von den europäischen Werten entfernt. Wir hoffen, dass das nicht noch schlimmer wird dadurch, dass die AKP die Wahlresultate bei den Kommunalwahlen nicht respektiert", sagte Timmermans der "Welt am Sonntag".
Widersprüche in 39 Stadtbezirken
Die Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte bei der Kommunalwahl am Sonntag nach vorläufigen Ergebnissen den wichtigsten Bürgermeisterposten des Landes in Istanbul um Haaresbreite an die Mitte-Links-Partei CHP verloren. Sie legte daraufhin in allen 39 Stadtbezirken Widersprüche ein.
Auch in der Hauptstadt Ankara führt der Kandidat der CHP, jedoch mit größerem Abstand. Dort beantragte die AKP gestern bei der Provinzwahlbehörde die Neuauszählung aller 12.180 Wahlurnen.
Gesichtsverlust für Erdogan
Natürlich habe jede Partei das Recht, ein Wahlergebnis überprüfen zu lassen, wenn es berechtigte Zweifel gebe, sagte der Niederländer Timmermanst. "Es ist aber wichtig, dass die türkischen Behörden das Wahlresultat dann auch unabhängig überprüfen können und die AKP das Ergebnis am Ende anerkennt."
Die AKP hatte bei der Kommunalwahl nach vorläufigen Ergebnissen landesweit rund 44,3 Prozent erreicht. Sie wurde damit stärkste Partei. Allerdings verlor sie in Metropolen an Zuspruch. Nach derzeitigem Stand gehen vier der fünf größten Städte des Landes an die Opposition. Ankara und Istanbul werden seit 25 Jahren von islamisch-konservativen Bürgermeistern regiert.