Nach Weiterverkauf von Gütern UN setzen Lebensmittelhilfe in Äthiopien aus
Wegen der Unterschlagung von Hilfsgütern haben die Vereinten Nationen ihre Nahrungsmittelhilfen für Äthiopien ausgesetzt. Die Spenden wurden offenbar weiterverkauft. Zukünftig soll die Verteilung stärker kontrolliert werden.
Da offenbar Hilfsgüter und Lebensmittel abgezweigt und in großem Stil weiterverkauft wurden, hat das UN-Welternährungsprogramm (WFP) seine Hilfslieferungen für Äthiopien vorübergehend ausgesetzt.
Die Abzweigung von Nahrungsmittelspenden sei absolut inakzeptabel, erklärte WFP-Chefin Cindy McCain. Die Organisation begrüße, dass die äthiopische Regierung Ermittlungen angekündigt habe und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen wolle. Auch die US-Entwicklungsbehörde USAID setzte wegen der Unterschlagung von Hilfsgütern vorerst ihre Unterstützungen aus.
Mit Technologie gegen Veruntreuung
Das WFP erklärte, bestimmte Programme für mangelernährte Kinder, schwangere und stillende Frauen, sowie Schulspeisungen weiterhin umzusetzen zu wollen. Gleichzeitig arbeite man daran, die Verteilung von Lebensmitteln in Zukunft besser nachzuverfolgen und zu kontrollieren.
Dafür soll zum Beispiel direkter mit den betroffenen Gemeinschaften zusammengearbeitet werden. Dabei will das WFP neue Technik einsetzen, um die Identität der Bedürftigen festzustellen und die Auslieferung bis in die Familien nachverfolgen zu können. "Wir müssen zusammenarbeiten, um daraus zu lernen und zu verhindern, dass so etwas in Zukunft wieder passiert", sagte McCain.
20 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen
Wegen Dürren und Konflikten in der Region sind rund 20 Millionen von 120 Millionen Äthiopiern und Äthiopierinnen auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Ein Großteil davon kommt von WFP und USAID. In den vergangenen Monaten hatten sich Hinweise verdichtet, dass Lebensmittellieferungen in dem zweitbevölkerungsreichsten Land Afrikas abgezweigt und weiterverkauft worden waren.
Anfang Mai hatten WFP und USAID deshalb bereits ihre Hilfen für die nach einem Bürgerkrieg zerstörte Region Tigray im Norden Äthiopiens eingestellt und Untersuchungen eingeleitet. "Das WFP nimmt dieses Problem sehr ernst und wird alle notwendigen Schritte unternehmen, um sicherzustellen, dass die wichtige Nahrungsmittelhilfe diejenigen erreicht, die sie am dringendsten benötigen", erklärte das Welternährungsprogramm.
Das WFP erhielt 2020 für seine Arbeit den Friedensnobelpreis. In den vergangenen Jahrzehnten gab es zugleich immer wieder Missbrauchs- und Korruptionsvorwürfe bei der Verteilung der lebenswichtigen Nahrungsmittelhilfen.