Strengere Kontrollen an den Grenzen Wie Südafrika versucht, illegale Migration einzudämmen
In Südafrika leben gut vier Millionen Einwanderer - etwa sieben Prozent der Gesamtbevölkerung. Ein zunehmendes Problem für das Land. Daher verstärkt es seine Grenzkontrollen, beispielsweise zum Nachbar Simbabwe.
In sengender Hitze, bei fast 40 Grad, ist alles im Stadion von Musina im äußersten Nordosten des Landes aufgefahren, was künftig Südafrikas Grenzen besser kontrollieren und schützen soll:
Patrouillenfahrzeuge, Motorräder und Hunderte Einsatzkräfte in schusssicheren Westen. Ganz in der Nähe, im kleinen Grenzort Beitbridge, kommen täglich viele Menschen in Südafrika an, auch illegal.
Sie bestechen Grenzposten, vertrauen sich Schleusern an, klettern durch Stacheldraht oder durchschwimmen den Grenzfluss Limpopo.
Ein Fahrzeug der Behörde für Grenzmanagement in Südafrika. Die Grenzwächter sind mit nagelneuen, geländegängigen Fahrzeugen ausgerüstet.
Illegale Grenzübertritte sollen ein Ende haben
Mit der neuen "Border Management Authority", der Behörde für Grenzmanagement, solle das anders werden, sagte Südafrikas Staatspräsident Cyril Ramaphosa beim offiziellen Startschuss:
"Die neue Behörde wurde eingerichtet als Antwort auf eine Reihe ernster Herausforderungen. Eine davon ist die steigende Zahl von Ausländern ohne gültige Papiere, die ins Land kommen. Das hat viele der sozialen und wirtschaftlichen Probleme unseres Landes verschärft."
Fremdenfeindliche Übergriffe nehmen in Südafrika zu
Tatsächlich sind legale und illegale Migranten in Südafrika zunehmend fremdenfeindlichen Angriffen ausgesetzt. Die "Operation Dudula", eine Art militante Bürgerwehr, die sich nach dem Zulu-Wort für "Hinausdrängen" benannt hat, will Südafrika von Ausländern vermeintlich befreien und hat vor wenigen Tagen angekündigt, eine Partei zu gründen und bei den Wahlen im kommenden Jahr anzutreten.
Vor dem Startschuss für die "Border Management Authority" hatte der Sprecher der Behörde, Mike Masiapata, erklärt, seit Juli vergangenen Jahres seien bereits 95.000 Menschen an der illegalen Einreise nach Südafrika gehindert und 140 gestohlene Fahrzeuge sichergestellt worden.
Staatspräsident Ramaphosa betonte: "Eine besser gesicherte Grenze ist wichtig, um illegale Migration einzudämmen, illegales Pendeln von Menschen zwischen Ländern, Schmuggel und Menschenhandel." Er hatte sich zuvor an der Grenze mit seinem Amtskollegen aus Simbabwe, Präsident Emmerson Mnangagwa, zu einem Gespräch getroffen.
Zum offiziellen Startschuss der neuen Grenzkontrollen sind alle Einsatzkräfte im Stadion von Musina versammelt.
Grenzwächter gegen Korruption geschult
Südafrika hat 73 Grenzübergänge, davon zehn an Flughäfen und neun an den Küsten. An ihnen kommen mit der neuen "Border Management Authority" zusätzlich zu Polizisten und Soldaten 600 neue Grenzwächter zum Einsatz, in einem zehn Kilometer breiten Streifen entlang der Grenze und zehn Seemeilen vor den Küsten.
Die Männer und Frauen seien extra geschult worden gegen Korruption, sagte Steven van Neel dem ARD-Studio Johannesburg: "Natürlich wollen wir Leute, die integer sind, die sich nicht leicht von Menschen beeinflussen lassen, die offensichtlich böse Absichten haben."
Genau das bezweifelt aber Ngqabutho Mabhena von der Gemeinschaft der Exil-Simbabwer in Südafrika. In seinen Augen ist die neue Behörde völlig sinnlos. Unter den neuen Grenzwächter seien viele ehemalige Polizisten und Sicherheitskräfte, die entlassen worden seien. "Die ganze Behörde ist mit zu wenig Geld ausgestattet, die Leute sind korrupt, inkompetent. Ich persönlich und wir alle sehen nicht, wie daraus etwas Positives werden soll."
Etwa sieben Prozent Migranten in Südafrika
Das Amt für Statistik in Südafrika geht davon aus, dass etwa vier Millionen Menschen in Südafrika leben, die nicht im Land geboren sind. Ob legal oder illegal, das wird nicht erhoben. Die meisten kommen aus Simbabwe, Mosambik, Lesotho und Malawi. Hinzu kommen nach Angaben von Human Rights Watch etwa 260.000 Flüchtlinge und Asylsuchende. Südafrika hat insgesamt rund 60 Millionen Einwohner.
Freeman Bhengu, der in Musina lebt, ist überzeugt davon, dass der Zuzug von Migranten aus den Nachbarländern erst endet, wenn es den Menschen dort besser geht.
Er sagt: "Solange sich die Wirtschaft in den Herkunftsländern nicht entwickelt, auf südafrikanisches Niveau, werden wir weiter diese Herausforderung haben, dass Migranten aus den Nachbarländern nach Südafrika kommen, weil es hier saftigere Weiden gibt."