Gespräche zu Bürgerkrieg im Sudan Viel Hoffnung, wenig Aussicht auf Frieden
Seit mehr als einem Jahr tobt der Bürgerkrieg im Sudan und bringt Hunger, Vertreibung und Gewalt mit sich. In der Schweiz soll nun versucht werden, eine Waffenruhe auszuhandeln.
Etwa 100 tote Kinder, Frauen und Männer zählen die UN im Sudan jeden Tag. Der Bürgerkrieg hat das ostafrikanische Land in eine humanitäre Katastrophe gestürzt und die derzeit größte Flüchtlingskrise weltweit ausgelöst.
Es sei eine komplexe Katastrophe - ein Zusammenspiel von Hunger, Zusammenbruch grundlegender Dienstleistungen, Massenvertreibung und dem Auseinanderbrechen der Gesellschaft, die der Sudan erlebe, erläutert Alex De Waal von der Tufts University in den USA.
Im April 2023 war der Machtkampf zwischen den Anführern der sudanesischen Armee, die auch die Regierung stellt, und den paramilitärischen "Rapid Support Forces" (RSF) zum Krieg eskaliert. Sie können auf Waffenlieferungen aus dem Ausland zählen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtete gerade von Militärgerät aus Russland, China und der Türkei.
"Die Menschen wollen, dass der Krieg aufhört"
Die Hauptkontrahenten Abdel Fattah al-Burhan, heute Sudans de-facto Staatschef, und RSF-Führer Mohammed Hamdan Daglo, genannt "Hemeti", hatten sich 2021 gemeinsam an die Macht geputscht und damit die Hoffnungen der Zivilgesellschaft auf demokratische Teilhabe zerschlagen.
"Die Menschen wollen, dass der Krieg aufhört, dass Militär und Milizen sich in die Kasernen zurückziehen", sagt Tom Periello. Er ist US-Sondergesandter für den Sudan. "Sie wollen den verfassungsmäßigen Übergang in die Demokratie, der 2019 beschlossen worden war. Sie wollen keine gewalttätigen Extremisten und auch nicht die Rückkehr der alten Garde an die Macht."
Weltweit erste Hungersnot seit sieben Jahren
50 Millionen Menschen sind in diesem Krieg gefangen. Rund die Hälfte hungert nach Angaben der UN. "Vor dem Krieg konnte man den Kleinen beim Wachsen zusehen. Aber als der Krieg kam, hörten sie nicht nur auf zu wachsen, sondern sie schrumpften sogar", sagt ein Mann, der seine Kinder kaum noch ernähren kann.
3,6 Millionen Kinder im Sudan gelten als akut unterernährt. In einem Vertriebenen-Lager in der Region Darfur herrscht laut Welternährungsprogramm die weltweit erste Hungersnot seit sieben Jahren.
"Hier gibt es so viele Binnenvertriebene wie sonst nirgends auf der Welt, fast zehn Millionen. Weitere zwei Millionen sind bereits in Nachbarländer geflohen", sagt Jens Laerke, Sprecher der UN-Agentur für die Koordination humanitärer Angelegenheiten.
Vermittlungsversuch in der Schweiz
Um die humanitäre Lage im Land zu verbessern, haben die USA haben Vertreter der Armee und der RSF-Miliz zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand an einen geheimen Ort in die Schweiz eingeladen.
Doch so groß die Not der Menschen im Sudan auch ist, so gering sind die Aussichten auf eine Waffenruhe zur Linderung ihrer Lage, die Vermittler bei den Gesprächen in der Schweiz zustande bringen wollen. Denn die Bürgerkriegsparteien blockieren Hilfslieferungen ganz bewusst, damit Lebensmittel nicht in Gebiete gelangen, die die Rivalen kontrollieren. Außerdem beteiligen sich weitere Milizen an dem Krieg. Sie sitzen in der Schweiz nicht mit am Tisch.
Vor allem haben die Hauptkontrahenten Burhan und Hemeti bisher nie ernsthafte Anstalten gemacht, den Krieg zu beenden. Vorherige Waffenruhen, vermittelt von den USA und Saudi Arabien, wurden von beiden umgehend gebrochen.