Nach Militärputsch Frankreich beendet Evakuierung aus Niger
Frankreich hat seine Evakuierungsaktion aus Niger abgeschlossen. 1.079 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Die USA und Großbritannien ziehen Regierungsmitarbeiter aus dem Land ab.
Frankreich hat die Evakuierung seiner Staatsbürger aus Niger für beendet erklärt. Das schrieb das Außenministerium in Paris in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen für das westafrikanische Land.
1.079 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden, teilte das Ministerium auf Twitter mit. Neben 577 Franzosen und deren Angehörigen seien auch Menschen zahlreicher anderer Nationalitäten evakuiert worden.
Insgesamt fünf Flüge
Seit Dienstag waren vier französische Evakuierungsflüge nach Frankreich geflogen. Ein fünfter und letzter Flieger brachte etwa hundert Menschen zunächst in den Tschad, wie die Nachrichtenagentur dpa vom französischen Generalstab erfuhr.
Paris hatte die Evakuierung auch mit der Schließung des Luftraums in Niger begründet. Diese habe den eigenen Bürgern keine Möglichkeit gelassen, das Land selbst zu verlassen. Zudem hatte es am Wochenende bei Pro-Putsch-Protesten Berichten zufolge Gewalt an der französischen Botschaft gegeben. Nigers neue Militärjunta warf Frankreich vor, eine militärische Intervention zu planen.
USA und Großbritannien ziehen Botschaftspersonal ab
Angesichts der sich verschärfenden Lage im Land ziehen die USA und Großbritannien Teile ihres Botschaftspersonals aus Niger ab. In einer Erklärung hieß es, das US-Außenministerium habe die Ausreise nicht wesentlicher Regierungsangestellter und ihrer Familien angeordnet.
Die US-Botschaft in der nigrischen Hauptstadt Niamey reduziert den Angaben nach vorübergehend ihr Personal und stellt routinemäßige Dienstleistungen ein. Die US-Vertretung sei nur noch in der Lage, ihren Staatsbürgern in Niger in Notfällen zu helfen, hieß es.
US-Außenminister Antony Blinken erklärte, er habe innerhalb von zwei Tagen zwei Mal mit dem gestürzten Präsidenten Mohamed Bazoum gesprochen und ihm versichert, dass seine Sicherheit und die seiner Familie "an erster Stelle" stünden.
London warnt vor "gewalttätigen Protesten"
Auch die britische Botschaft in Niamey werde aufgrund der Sicherheitslage vorübergehend ihr Personal verringern, teilte das Außenministerium in London mit.
In dem westafrikanischen Land habe "eine militärische Machtübernahme stattgefunden, die zu Protesten und Unruhen geführt hat", hieß es in den aktualisierten Reisehinweisen für Niger. Das Außenministerium verwies in diesem Zusammenhang zudem auf mögliche "gewalttätige Proteste" und "eine Situation, die sich ohne Vorwarnung schnell ändern" könne.
Hunderte demonstrieren für Machthaber
In Niamey versammelten sich zum Jahrestag der Unabhängigkeit Nigers indes Hunderte Menschen, um ihre Unterstützung für die selbst ernannten neuen Militärmachthaber zu demonstrieren. Mit Blick auf die frühere Kolonialmacht Frankreich zeigten sie laut dem Bericht eines Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP Plakate wie "Frankreich raus aus Afrika". Einige Teilnehmer schwenkten zudem russische Fahnen.
Die Protestteilnehmer waren dem Aufruf eines Bündnisses aus zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Anlass des Jahrestages gefolgt. Niger hatte 1960 die Unabhängigkeit von Frankreich erreicht.
In Niamey demonstrierten Hunderte für die selbsternannten neuen Militärmachthaber.
Weltbank stellt Zahlungen ein
International nimmt der Druck auf die Junta zu. Nach Deutschland, der EU und anderen internationalen Partnern hat auch die Weltbank ihre Zahlungen an Niger eingestellt. Die Bank habe die Auszahlungen für alle ihre Tätigkeiten bis auf Weiteres ausgesetzt, hieß es in der Erklärung. Ausnahme seien Partnerschaften mit dem Privatsektor, die mit Vorsicht fortgesetzt würden.
Die UN-Organisation hatte im vergangen Jahr 1,5 Milliarden Dollar - umgerechnet 1,37 Milliarden Euro - und im laufenden Jahr bisher 730 Millionen Dollar für Projekte ausgezahlt. Niger mit seinen rund 26 Millionen Einwohnern ist eines der ärmsten Länder der Welt.
Der Internationale Währungsfonds (IWF), dessen Hilfsprogramme an regelmäßig überprüfte Bedingungen geknüpft sind, hat seine Zahlungen bisher nicht eingestellt. Die UN-Sonderorganisation sei aber beunruhigt von den Ereignissen in Niger und verfolge die Lage aufmerksam, erklärte ein IWF-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
ECOWAS-Ultimatum bis Sonntag
Auch die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) erhöhte den Druck auf die Militärregierung im Niger. Die Militärchefs des Bündnisses betonten, ein militärisches Eingreifen werde weiter als "letzte Option" in Betracht gezogen.
Die ECOWAS-Staaten hatten eine Wirtschaftsblockade gegen den Niger angeordnet und gefordert, den gestürzten Präsidenten innerhalb von sieben Tagen wieder einzusetzen. Dieses Ultimatum läuft am Sonntag aus.
In einer Fernsehansprache reagierte der neue Machthaber Nigers, General Abdourahamane Tiani, auf die ECOWAS-Sanktionen. Die Junta lehne diese entschieden ab. "Wir lassen uns nicht einschüchtern. Wir weigern uns, den Drohungen nachzugeben - egal, woher sie kommen." Eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Nigers sei nicht akzeptabel.