Nach Militärputsch in Niger Erste Evakuierungsflüge in Frankreich gelandet
In der Nacht sind die ersten beiden Evakuierungsflüge aus Niger in Frankreich angekommen. Medienberichten zufolge sollen auch Deutsche an Bord gewesen sein. Italien hat ebenfalls mit der Evakuierung begonnen.
Zwei französische Evakuierungsmaschinen aus dem Niger sind in der Nacht in Frankreich angekommen. Das teilte der französische Generalstab mit. Das erste Flugzeug hatte mehr als 260 Menschen an Bord. Die meisten Fluggäste waren Franzosen. Zum zweiten Flieger gab es zunächst keine Details. Die Zeitung "Le Parisien" schrieb unter Verweis auf das Außenministerium, dass auch Deutsche an Bord gewesen seien.
Knapp eine Woche nach dem Militärputsch in Niger hatte Paris gestern begonnen, seine Staatsbürger zu evakuieren. Nach Informationen des französischen Generalstabs waren auch zwei weitere Flugzeuge für die Evakuierung nach Niamey geschickt worden. Frankreich hatte angeboten, auch Menschen aus anderen europäischen Ländern aus dem Niger zu evakuieren. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin hatte es geheißen, man rate den Deutschen im Niger, das Angebot anzunehmen.
Auch Italien fliegt Menschen aus
Auch Italien begann mit der Evakuierung seiner und ausländischer Staatsbürger aus dem westafrikanischen Land. Ein Sonderflug sei am Morgen in Rom gelandet, teilte Außenminister Antonio Tajani auf dem Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, mit. An Bord des Flugzeugs waren nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa 87 Menschen, unter ihnen 36 Italiener, 21 US-Amerikaner, vier Bulgaren und zwei Österreicher. In Niger befinden sich nach Angaben Tajanis etwa 100 Italiener.
Mittlerweile seien die Grenzen zu Algerien, Burkina Faso, Libyen, Mali und dem Tschad wieder offen, sagte einer der Putschisten im nationalen Fernsehen. Kurz nach dem Putsch in der vergangenen Woche hatte das Militär die Grenzen geschlossen und eine Ausgangssperre verhängt.
ECOWAS schließt Intervention nicht aus
Am Sonntag war bei Protesten von Unterstützern des Putsches auch die französische Botschaft beschädigt worden. Frankreich will möglichst alle seiner Bürger, die sich noch im Land aufhalten, ausfliegen, bevor am Sonntag ein Ultimatum der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS abläuft. Die ECOWAS-Staaten fordern die Wiedereinsetzung des gewählten nigrischen Präsidenten Mohamed Bazoum. Nach Ablauf der Frist schließen sie ein militärisches Eingreifen nicht aus.
"Für die ECOWAS-Länder ist es eine Frage des Überlebens", sagte der Ministerpräsident von Niger, Ouhoumoudou Mahamadou. Er rief die internationale Gemeinschaft auf, gegen den Putsch aktiv zu werden: "Wenn ein vierter Putsch bestätigt wird, ist die gesamte Demokratie in Westafrika in Gefahr, weil es keinen Grund gibt, warum es keinen fünften, und nach einem fünften keinen sechsten geben sollte", sagte Mahamadou. Er bezog sich damit auf Militärputsche in Nigers Nachbarländern Burkina Faso und Mali sowie Guinea seit 2020.