Nach schwerem Erdbeben DRK schickt Hilfsgüter nach Marokko
Als erste deutsche Organisation schickt das DRK Hilfe ins marokkanische Erdbebengebiet. Nach wie vor gibt es kein offizielles Hilfeersuchen, wohl aber eines vom Roten Halbmond. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mehr als 2.900.
Nach dem schweren Erdbeben in Marokko mit Tausenden Toten will das Deutsche Rote Kreuz (DRK) am Donnerstag Hilfe in das nordafrikanische Land fliegen. Es ist somit die erste deutsche Organisation, die humanitäre Hilfe in das Land schickt.
"Die Lage ist weiter unübersichtlich, aber wir sind zuversichtlich, dass wir mit diesem ersten Hilfsgütertransport einen Beitrag dazu leisten können, den Menschen vor Ort zu helfen", sagte DRK-Vertreter Christof Johnen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Der Flug soll den Angaben zufolge am Donnerstagmorgen vom Flughafen Leipzig starten. Darunter seien mehr als 3.000 isolierende Bodenmatten und 550 Familienzelte. Mit den Hilfsgütern würden auch DRK-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter nach Marokko fliegen, "um vor Ort bei der Koordination der Hilfe zu unterstützen".
Bitte um Unterstützung vom Roten Halbmond
Johnen zufolge gibt es derzeit weiter kein staatliches Hifeersuchen aus Marokko. Jedoch habe jede Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaft auf der Welt das Recht, ihre Schwestergesellschaften um Unterstützung zu bitten. "Und das geschieht gerade." Der marokkanische Rote Halbmond habe das DRK um Unterstützung gebeten, sagte Johnen. "Die Hilfsgüter werden durch unseren Partner vor Ort angenommen und dann in Abstimmung mit den lokalen Behörden dort hingebracht, wo die Hilfsgüter am dringendsten benötigt werden."
Bisher lehnte die marokkanische Regierung die Hilfsangebote der meisten Staaten ab. Nur Rettungsteams aus Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden ins Land gelassen.
Mehr als 300.000 Menschen betroffen
Das Beben vom späten Freitagabend war das schlimmste seit Jahrzehnten in Marokko. Es hatte eine Stärke von 6,8. Nach jüngsten Angaben des marokkanischen Innenministeriums sind mehr als 2.900 Menschen ums Leben gekommen, Tausende wurden verletzt.
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300.000 Menschen in Marrakesch und umliegenden Gebieten von dem Unglück betroffen. Fünf Tage nach dem Beben gab es de facto keine Hoffnung mehr auf Überlebende. Die Einsatzkräfte konzentrieren sich zunehmend darauf, Notunterkünfte sowie zum Überleben notwendige Güter wie sauberes Wasser und Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen.
Kalte Nächte im Freien
Große Not herrscht in den von der Außenwelt abgeschnittenen Bergdörfern. Die Bemühungen, die Straßen von Felsbrocken zu befreien, gingen wegen der andauernden Gefahr durch Steinschlag in einigen Gebieten nur langsam voran, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Es seien zwar bereits große Mengen an Decken und Lebensmitteln in die Katastrophenregion geliefert worden. Viele der isolierten Menschen bitten die Behörden und Helfer jedoch um Zelte zum Schutz vor der bitteren Kälte nachts.
Nach Informationen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) sind etwa 100.000 Kinder von der Katastrophe betroffen. Tausende Häuser in dem Land seien zerstört worden. Dadurch seien viele Familien obdachlos geworden und müssten die Nächte im Freien verbringen.