Überschwemmungen in Ostafrika Zahl der Toten in Kenia steigt auf mehr als 200
Die Überflutungen in Ostafrika treffen Einwohner und Touristen hart. In Kenia und Tansania starben Hunderte Menschen, in Kenia mussten mehr als 165.000 Menschen ihre Häuser verlassen.
Ein Hubschrauber fliegt über die Masai Mara, ein Naturschutzgebiet in Kenia, das für Wildtiere und Safaris bekannt ist. Von oben ist gut zu sehen, dass der dortige Fluss Talek weit über die Ufer getreten ist und große Landstriche überflutet hat. Wohnhäuser und Hotels stehen unter Wasser. Einige Touristen werden mit dem Hubschrauber an einen sicheren Ort geflogen.
Die regionalen und nationalen Behörden hätten mit dem Roten Kreuz zusammengearbeitet, sagt Michael Koikai, ein Sicherheitsbeauftragter in der Masai Mara. "So haben wir es geschafft, den Menschen zu helfen, die vom Wasser eingeschlossen waren."
Helfer führen Touristen mit Schwimmwesten an einem Seil durch das hüfthohe Wasser. Ein junger Mann, der mit seiner Frau auf Hochzeitsreise in der Masai Mara ist, erzählt, dass sie überrascht wurden von dem vielen Wasser. Sie seien im Talek Bush Camp aufgewacht und der Fluss sei über die Ufer getreten gewesen. "Wir hatten große Angst. Und dachten, ach Du lieber Gott, wie weit wird sich dieser Fluss noch ausbreiten?"
Im überfluteten Masai Mara-Nationalreservat sind Dutzende Touristen gestrandet.
Weitere Gebiete sollen evakuiert werden
Straßen, Wohngebiete, ganze Landstriche in Kenia sind überflutet. Es ist Regenzeit - doch die fällt in diesem Jahr ungewöhnlich heftig aus. Ein großes Problem: Viele Staudämme und Wasserspeicher in Kenia drohen wegen der starken Regenfälle überzulaufen. Betroffen seien 178 Anlagen im ganzen Land, teilte das kenianische Innenministerium mit.
Die Gebiete in der Nähe dieser Dämme und Speicher sollen nun evakuiert werden. Auch Regionen in Hanglagen, die durch Erdrutsche oder Schlammlawinen besonders stark gefährdet sind, sollen geräumt werden. Das gilt auch für Wohngebiete, die direkt an Flüssen oder anderen Gewässern liegen. Die Menschen dort sind aufgefordert, die Häuser innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Unterschlupf sollen sie zum Beispiel in Schulgebäuden finden.
Schlammlawine riss Häuser mit
Einen Dammbruch hat es bereits gegeben: Anfang der Woche war ein alter Damm in der Region Mai Mahiu, rund 60 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi, geborsten. Eine riesige Schlammlawine hatte Häuser mitgerissen. Viele Menschen wurden im Schlaf überrascht und hatten kaum die Chance, sich zu retten. Laut des kenianischen Innenministeriums wurden dort bislang 52 Leichen geborgen, 51 Menschen werden noch immer vermisst.
Seit März wurden landesweit rund 210 Todesopfer gezählt, wie das Innenministerium in Nairobi mitteilte. 22 Menschen seien allein in den vergangenen 24 Stunden gestorben. 90 Menschen würden noch vermisst. Mehr als 165.000 Menschen mussten wegen der Überschwemmungen ihre Häuser verlassen. In weiten Teilen des Landes gibt es immer wieder Stromausfälle, weil Bäume auf Leitungen stürzen. In Nairobi ist seit Tagen das Brummen der Dieselgeneratoren in vielen Stadtteilen zu hören.
El Niño verstärkt die Regenzeit
Auch im Nachbarland Tansania löste der Dauerregen Überschwemmungen und Erdrutsche aus. Dort starben mindestens 155 Menschen. Auch das kleine Land Ruanda hat gerade mit den Folgen der schweren Regenfällen zu kämpfen. Und selbst in Somalia, am Horn von Afrika, regnet es - normalerweise ist das eine sehr trockene Region. Die Regenfälle haben dort nach Berichten örtlichen Medien zahlreiche Häuser zerstört. Hunderte Familien seien derzeit obdachlos.
Die übliche Regenzeit von März bis Mai wird in diesem Jahr durch das Wetterphänomen El Niño verstärkt. Entwarnung gibt es noch nicht: Auch in den kommenden Tagen werden wieder starke Regenfälle erwartet.