Guterres auf dem BRICS-Gipfel "Globale Strukturen spiegeln die Welt von gestern wider"
UN-Generalsekretär Guterres hat auf dem BRICS-Gipfel die globale Machtverteilung mit deutlichen Worten kritisiert. Sie sei dysfunktional, ungerecht und veraltet. Er forderte Reformen der großen multilateralen Institutionen.
UN-Generalsekretär António Guterres hat anlässlich des BRICS-Gipfels die internationale Machtverteilung als überholt kritisiert. Die derzeitigen globalen Strukturen spiegelten die Welt von gestern wider, sagte Guterres in Johannesburg.
Sie seien größtenteils nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen worden, so Guterres mit Blick auf internationale Gremien wie den UN-Sicherheitsrat sowie Weltbank und Internationaler Währungsfonds. Viele afrikanische Länder seien damals noch von Kolonialmächten beherrscht worden.
"Multipolare Welt ist positive Sache"
Damit multilaterale Institutionen universell blieben, müssten sie aber reformiert werden. Eine Neugestaltung der "heutigen veralteten, dysfunktionalen und ungerechten globalen Finanzarchitektur" sei unerlässlich, warnte der UN-Generalsekretär. Dies erfordere den "Mut zum Kompromiss und zu Reformen". Eine gestärkte und reformierte multilaterale Architektur auf der Grundlage der UN-Charta sei "dringend notwendig", so Guterres.
"Wir bewegen uns auf eine multipolare Welt zu und das ist eine positive Sache", fügte er hinzu. Er verlangte zudem die uneingeschränkte Achtung des Völkerrechts und der Menschenrechte.
Es sei eine gravierende Ungerechtigkeit, dass afrikanische Länder im Schnitt viermal mehr für Kredite zahlten als die USA und achtmal mehr als die reichsten europäischen Länder, sagte Guterres und forderte die Entwicklung eines wirksamen Schuldentilgungsmechanismus.
Ramaphosa: Finanzinstitutionen reformieren
Zu Beginn des Treffens hatte bereits Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa eine "grundlegende Reform globaler Finanzinstitutionen" gefordert. Diese sollten agiler auf die Herausforderungen von Entwicklungsländern reagieren können. Die BRICS-Staaten setzten sich für einen gerechteren Welthandel ein.
Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte betont, der BRICS-Gruppe gehe es vor allem um eine "bessere Organisation des Globalen Südens". "Die BRICS sind kein Gegenpol zu den G7, den G20 oder sonst irgendjemandem", schrieb Lula auf der Plattform X, früher Twitter. "Wir wollen uns als der Globale Süden organisieren. Wir sind wichtig in der globalen Debatte und sitzen gleichberechtigt mit der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten am Verhandlungstisch."
Bei ihrem Gipfel in Johannesburg beschlossen die BRICS eine Erweiterung zunächst um die sechs Länder Argentinien, Ägypten, Äthiopien, den Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Ziel der Allianz ist es, ein Gegengewicht zur geopolitischen und wirtschaftlichen Dominanz des Westens zu bilden. Auch ihre Abhängigkeit vom US-Dollar als globale Leitwährung möchten die BRICS-Länder reduzieren.