Hungersnöte Hilfswerke drängen G7 zur Hilfe
Vor dem G7-Ministertreffen in Deutschland fordern Hilfsorganisationen Maßnahmen gegen den weltweiten Hunger. Insbesondere in Ostafrika spitzt sich die Not zu - und der Ukraine-Krieg droht, die Lage zu verschärfen.
Diese Woche treffen sich in Berlin und bei Bonn die Entwicklungs-, Finanz- und Gesundheitsminister der G7. Hilfsorganisationen fordern von ihnen zügige Maßnahmen zur Bekämpfung der weltweiten Versorgungs- und Schuldenkrise.
Forderung nach Schuldenerlass
Die Corona-Pandemie habe die Krisen in ärmeren Ländern bereits verschlimmert. Doch nun drohten die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sie weiter zu verschärfen. Daher sei es jetzt nötig, besonders betroffene Länder finanziell zu unterstützen, erklärten das katholische Hilfswerk Misereor und die Entschuldungskampagne erlassjahr.de.
135 von 148 Ländern weltweit seien kritisch verschuldet, mehr als dreimal so viele wie vor der Corona-Pandemie, mahnte Klaus Schilder, Experte für Entwicklungsfinanzierung bei Misereor. Ohne Schuldenerlasse fehle ihnen auch das Geld, um in Klimaschutz und in den Kampf gegen Corona und andere Krankheiten zu investieren.
Das Hilfswerk One fordert von den G7 zudem einen langfristig angelegten Plan gegen den globalen Hunger sowie eine Strategie zur Pandemievorsorge und ein Konjunkturpaket für Afrika.
Hungersnot in Ostafrika
Die Situation in den Dürreregionen Ostafrikas ist besonders dramatisch. In Teilen von Somalia, Äthiopien und Kenia herrscht zurzeit die schwerste Dürre seit vier Jahrzehnten. Vielerorts vertrocknen die Ernten und stirbt das Vieh. Nach einem Bericht der Organisationen Oxfam und Save the Children stirbt dort alle 48 Sekunden ein Mensch an Hunger.
Seit 2021 habe sich in der Region die Zahl der Hungerleidenden von zehn Millionen auf über 23 Millionen mehr als verdoppelt. Die Vereinten Nationen warnen, dass allein in Somalia 350.000 Kinder verhungern könnten, wenn die internationale Gemeinschaft nicht schnell reagiere. Etwa vier Milliarden Dollar seien für die Soforthilfe nötig.
Der politische Wille fehle
Oxfam und Save the Children werfen der Weltgemeinschaft Versagen vor. Es fehle nicht an Mitteln, sondern an politischem Willen. Die schnellen und umfassenden Reaktionen auf die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine zeigten, dass die Staatengemeinschaft erfolgreich Ressourcen mobilisieren könne, um Leid zu mildern - wenn nur der Wille dazu bestünde. Das Geld für die Hilfe in Ostafrika reiche bislang aber bei Weitem nicht.
Oxfam betonte auch, dass die Patente für Covid-19-Impfstoffe für ärmere Länder freigegeben werden sollten. Alle Menschen weltweit müssten einen gerechten Zugang zu Vakzinen erhalten. Dafür sollten die G7-Staaten alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Produktion und Versorgung mit Impfstoffen zu erleichtern.
G7 besprechen Versorgungskrise
Noch bis Freitag treffen sich in Berlin die Gesundheits- und die Entwicklungsminister der G7-Länder. Das Treffen der G7-Finanzminister findet in Königswinter bei Bonn statt. Thema der Treffen sollen unter anderem Maßnahmen gegen die Versorgungskrise im Zuge des Ukraine-Kriegs sein. Deutschland hat zurzeit die Präsidentschaft der G7 inne und will sich in der Rolle für die globale Ernährungssicherheit einsetzen.
Mit Informationen von Antje Diekhans, ARD-Studio Ost- und Zentralafrika.