Braunkohle kontra erneuerbare Energien
Hintergrund

Erneuerbare Energien in Deutschland Was Wind, Wasser & Co können (sollen)

Stand: 26.12.2009 12:53 Uhr

Strom aus Wind und Sonne, Wärme aus Biomasse oder direkt aus der Erde. Die erneuerbarenen Energien sollen den Menschen aus der Abhängigkeit von Kohle und Öl befreien. Welche Vor- und Nachteile haben die einzelnen "Erneuerbaren" genau? Und wie groß ist ihr Stellenwert knapp zehn Jahre nach Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes? Ein Überblick.

Von Yannick Christmann, ARD-aktuell

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums wurde durch den Einsatz erneuerbarer Energien im Jahr 2008 der Ausstoß von mehr als 110 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermieden. Das ist allerdings nur ein kleiner Teil des gesamten C02-Ausstoßes: Der lag Schätzungen zufolge 2008 in Deutschland bei knapp 750 Millionen Tonnen.

Doch bis 2020 sollen Windkraft, Bioenergie, Wasserkraft, Solarenergie und Erdwärme nach den Plänen der Bundesregierung ihren Anteil am Energiebedarf in Deutschland auf 18 Prozent erhöhen. Das wäre fast doppelt so viel wie heute. 2050 soll der Anteil der erneuerbaren Energien sogar die Hälfte betragen.

Damit dieser Ausbau gelingt, werden die "Erneuerbaren" vom Staat gegenüber fossilen Energieträgern bevorzugt: Den Anbietern wird eine feste Vergütung unabhängig vom aktuellen Strompreis garantiert. Das schreibt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor, das 2000 unter der rot-grünen Bundesregierung in Kraft trat und 2008 noch einmal erweitert wurde.

Windkraft: Erfolgreich, ausbaufähig, unbeliebt

Stromlieferant Nummer Eins unter den Erneuerbaren sind bisher die Windräder: Im vergangenen Jahr erreichte die Windenergie einen Anteil von 6,6 Prozent am gesamten Stromverbrauch in Deutschland. Dieser Anteil soll in den kommenden Jahren stark steigen. So sollen bestehende Windräder an Land durch größere, leistungsfähigere Anlagen ersetzt werden. Viele Bürgerinitiativen von Anwohnern wehren sich aber gegen dieses sogenannte Repowering. Deshalb setzt die Branche zusätzlich auf Windparks auf hoher See. Der erste deutsche Offshore-Windpark alpha ventus umfasst zwölf Windräder und liegt in der Nordsee, 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum.

Biomasse: Vielseitige Wärmequelle

Auf Platz zwei hinter der Windkraft liegt bei der Stromproduktion die Energiegewinnung aus Biomasse. Ihr Vorteil: Im Gegensatz zur wetterabhängigen Windkraft steht sie verlässlich rund um die Uhr zur Verfügung. Außerdem ist sie besonders vielseitig: Aus Gülle, Holz oder Raps werden neben Strom auch Wärme und Kraftstoffe gewonnen. Unter den erneuerbaren Energien ist die Biomasse die mit Abstand wichtigste Wärmequelle - mit einem Anteil von 94 Prozent im vergangenen Jahr.

 

Platz drei geht bei der Stromproduktion an die Wasserkraft. Ihr Potenzial gilt in Deutschland aber als weitgehend ausgeschöpft. Einen besonderen Nutzen entfaltet die Wasserkraft in Pumpspeicherkraftwerken. Wird mehr Strom produziert als verbraucht, wird mit der überschüssigen Energie Wasser in einen Stausee gepumpt. Allerdings ist auch dieses Speicherpotenzial begrenzt.  

Solarpark in Erfurt

Solarpark in Erfurt

Solarenergie: Viel Förderung, kleiner Stromanteil

Am stärksten gefördert wird in Deutschland die Solarenergie. Wer mit Photovoltaikanlagen Strom produziert und ins Netz einspeist, bekommt die höchste Vergütung. Für solarthermische Anlagen zur Wärmegewinnung gibt es Zuschüsse. Trotz hoher Wachstumsraten ist der Beitrag der Solarenergie zum Energiebedarf in Deutschland allerdings noch relativ klein. Im vergangenen Jahr lag der Anteil von Photovoltaik-Anlagen am Bruttostromverbrauch bei lediglich 0,7 Prozent.

Genau wie Solarenergie kann auch Erdwärme von Privathaushalten genutzt werden. Eine Wärmepumpenanlage im Haus sorgt dann für Heizwärme und Warmwasser. Sogenannte Geothermiekraftwerke können auch Strom aus Erdwärme produzieren. Dafür muss allerdings tief ins Erdinnere gebohrt werden. Das birgt Risiken: So kam es im pfälzischen Landau zu mehreren Erdbeben. Trotzdem will die Bundesregierung den bislang geringen Anteil der Erdwärme an der Stromproduktion in den kommenden Jahren weiter steigern.

 

Schlaue Netze für die Zukunft

Um den Anteil der erneuerbaren Energien weiter zu steigern, ist aber nicht nur entscheidend, wie die Potenziale der einzelnen Energiequellen besser erschlossen werden können. Auch die bisherige Infrastruktur der Energienetze muss angepasst werden, um eine verlässliche Versorgung zu gewährleisten: Solarenergie und Windkraft sind schließlich vom Wetter abhängig. Sie liefern mal zu mehr und mal weniger Energie als augenblicklich benötigt. Das Bundeswirtschaftsministeirum fördert deshalb Forschung zum Ausbau der Energie-Übertragungswege zu "smart grids". Diese intelligten Netze sollen den Energiebedarf genau erfassen, um Produktion, Speicherung und Verbrauch aufeinander abzustimmen.