Rekordtemperaturen Ungewöhnlich warm in der Antarktis
Üblicherweise fallen die Temperaturen in der Antarktis mit dem Ende des Sommers auf der Südhalbkugel. Doch nun liegen sie mehr als 30 Grad Celsius höher als für die Jahreszeit üblich. Forscher sprechen von einem historischen Ereignis.
Im Osten der Antarktis sind in den vergangenen Tagen ungewöhnlich hohe Temperaturen gemessen worden. Experten zufolge fielen diese mehr als 30 Grad Celsius höher als für die Jahreszeit sonst üblich.
Die Forschungsstation Dome Concordia in einer Höhe von 3000 Metern habe am Freitag einen "Hitze"-Rekord von minus 11,5 Grad Celsius registriert, teilte der Meteorologe Etienne Kapikian von Météo-France auf Twitter mit.
"Vergleichbares nie beobachtet"
Auch am Kältepol der Erde steigen die Temperaturen. Laut der "Washington Post" wurden auf der Vostok-Station auf über 3400 Metern Höhe im Osten der Antarktis minus 17,7 Grad Celsius gemessen. Damit sei der bisherige Monatsrekord um 15 Grad übertroffen worden. Für den März seien minus 53 Grad Celsius üblich, schrieb die Zeitung.
Etwas Vergleichbares habe er zuvor nie beobachtet, kommentierte der Forscher Ted Scambos von der Universität Colorado den Messwert gegenüber der Nachrichtenagentur AP.
Die Station Dumont d'Urville an der Ostküste registrierte mit 4,9 Grad Celsius ebenfalls eine Rekordtemperatur für den Monat März. Am kältesten war der 18. März mit 0,2 Grad plus.
Wissenschaftler in Sorge
Üblicherweise fallen die Temperaturen in der Antarktis mit dem Ende des Sommers auf der Südhalbkugel. Das ungewöhnlich milde Wetter im Osten des eisigen Kontinents sei ein "historisches Ereignis", erklärte Gaetan Heymes von Météo-France.
"Dies ist der Moment, in dem die Temperaturen nach der Sommersonnenwende im Dezember schnell fallen sollten", erklärte der Geowissenschaftler Jonathan Wille aus Grenoble auf Twitter. "Diese Hitzewelle in der Antarktis verändert das, was wir für das antarktische Wetter für möglich hielten", fügte er hinzu.
Ausdehnung des Eises auf Tiefstand
Noch ist unklar, ob sich die Ereignisse auf den Klimawandel zurückführen lassen. Allerdings ist die Häufung und Intensivierung von Hitzewellen ein deutliches Anzeichen für die Erderwärmung. Die Pole heizen sich dabei schneller auf als der Rest des Planeten, auf dem die Durchschnittstemperatur 1,1 Grad Celsius über dem Niveau des vorindustriellen Zeitalters liegt.
Erst Anfang März hatte der Klimawandeldienst des EU-Programms Copernicus mitgeteilt, dass die täglich gemessene Ausdehnung des antarktischen Meereises im Februar den niedrigsten Punkt seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979 erreicht habe. Über den gesamten Monat betrachtet lag die Ausdehnung des Eises um 27 Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 - das ist der zweitgeringste Wert der vergangenen gut vier Jahrzehnte.