Gesund altern Fit im Alter durch Gemeinschaft
Wie schafft man es, auch im Alter lange fit zu bleiben? Eine neue Studie aus Japan zeigt: Angebote in der Gemeinschaft können im Alter das Risiko von Gebrechlichkeit vermindern und die Gesundheit fördern.
Eine gesunde Ernährung, Bewegung, ausreichend Schlaf - allesamt Tipps, die nicht nur zu einer gesünderen Lebensweise beitragen, sondern auch zu einer höheren Lebenserwartung und verbesserten Gesundheit im Alter führen. Ein Faktor wird dabei jedoch häufig vergessen: die Bedeutung von sozialen Beziehungen. Diese nehmen im Alter häufig ab, und viele tun sich schwer damit, neue Menschen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Nichtsdestotrotz sind sie wichtig für die psychische Gesundheit - und wirken sich vor allem auch auf ein gesundes Altern aus, wie eine neue Studie aus Japan zeigt.
Steigende Lebenserwartung in Deutschland
In den vergangenen 60 Jahren ist die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland um knapp zwölf Jahre gestiegen: Heute beträgt sie für Frauen 83, für Männer 78 Jahre. Ein langes Leben bedeutet jedoch nicht automatisch ein gesundes Leben. Steigt das Alter, nimmt auch das Risiko schwerer Erkrankungen oder einer Pflegebedürftigkeit zu. Momentan sind in Deutschland um die fünf Millionen Menschen pflegebedürftig, eine Zahl, die aufgrund der steigenden Lebenserwartung stetig zunimmt.
Professionelle Pflege dient der Prävention
Eine Kernaufgabe professioneller Altenpflege ist deshalb: Prävention. Dem Abbau körperlicher und mentaler Fähigkeiten - der Gebrechlichkeit - soll entgegengewirkt werden, und Menschen sollen Wege gezeigt bekommen, wie sie weiterhin ein selbstbestimmtes Leben führen können.
Studie zu Gebrechlichkeit und Gesundheit
Die weltweit am stärksten alternde Gesellschaft hat Japan. Mehr als 36 Millionen Menschen sind dort älter als 65 - doppelt so viele wie in Deutschland. In Japan haben Forschende in der Stadt Osaka fünf Jahre lang Daten von Menschen über 65 gesammelt und im Hinblick auf verschiedene Faktoren, die ein gesundes Altern beeinflussen, ausgewertet.
Eine Studie der Osaka Metropolitan University zeigt, welche Art der Angebote den Beginn von Gebrechlichkeit hinauszögern kann. Dabei nahm das Forschungsteam die Daten von Personen, die sich im Übergang zu einem leichten Pflegestadium befanden und ordnete ihre Gebrechlichkeit im Lauf der fünf Jahre ein. Während ein Teil der Personen gemeinschaftliche Tagesangebote besuchte, hatte der andere Teil einen persönlichen Assistenzdienst, der zu ihnen nach Hause kam und bei täglichen Aufgaben half.
Forschende raten älteren Menschen zu gemeinschaftlichen Aktivitäten außer Haus.
Das Ergebnis: Persönliche Assistenzdienste konnten das Stadium der Gebrechlichkeit nicht beeinflussen oder verzögern, gemeinschaftliche Tagesangebote das Risiko der Gebrechlichkeit allerdings um bis zu 40 Prozent vermindern.
Die Forschenden raten deshalb, gemeinschaftliche Angebote außer Haus wahrzunehmen, anstatt zu Hause zu bleiben. Während Assistenzdienste wichtige Angebote zur Unterstützung im Alltag darstellen können, haben Gruppenaktivitäten auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit.
Soziale Partizipation steigert gesundes Altern
Schon 2021 zeigte eine Auswertung derselben Daten: soziale Partizipation fördert gesundes Altern. Vorteile davon, sich in der Gemeinschaft zu engagieren, können über verschiedene Arten des Engagements und der sozialen Teilhabe erreicht werden - von Nachbarschaftsaktivitäten über Ehrenamt bis hin zu verschiedenen Hobbies.
Soziale Kontakte führen zu mehr Bewegung
Fakt ist: Soziale Kontakte haben einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden. So hat eine Londoner Langzeitstudie gezeigt, dass vermehrte soziale Kontakte im Alter ab 60 Jahren eine Demenz verzögern oder sogar verhindern können. Einsamkeit und der Mangel an sozialen Kontakten können auf Dauer sogar krank machen und das nicht nur im Alter.
Es gibt allerdings auch weitere Erklärungsansätze: Wer durch sozialen Anschluss oder soziale Kontakte aus dem Haus geht und beispielsweise eine ambulante Tagespflege besucht, bewegt sich auch mehr - bei der Aktivität selbst, zusätzlich aber auch beispielsweise in der Einrichtung. Dasselbe gilt für das Besuchen von Freunden, beim Ehrenamt oder das Ausführen von Hobbys.
Soziale Teilhabe motiviert
Cornelia Mahler, Pflegewissenschaftlerin an der Universität Tübingen, betont: "Nicht nur soziale Kontakte sind für die Gesundheit sehr wichtig. Es ist auch die soziale Teilhabe, die in allen Lebensphasen eine hohe Bedeutung für die Gesundheit hat. Gerade für ältere Personen ist es wichtig, einen Grund zu haben, um aus dem Haus zu gehen." Gemeinschaft per se hat also Auswirkungen auf das Wohlbefinden - auch und vor allem im Alter. Soziale Zugehörigkeit motiviert allerdings auch dazu, aktiv zu sein und sich selbst um die eigene Gesundheit zu kümmern.