Bedrohte Tierart Embryo-Transfer bei Nashörnern geglückt
Wissenschaftler sprechen von einem "Durchbruch": Erstmals gelang es, einen Nashorn-Embryo zumindest eine Zeit lang in einer Leihmutter wachsen zu lassen. Die Rettung für das bedrohte Nördliche Breitmaulnashorn?
Das Nördliche Breitmaulnashorn gilt als das seltenste Großsäugetier der Welt - es ist so gut wie ausgestorben. Insgesamt gibt es - auch aufgrund von Wilderei - nur noch zwei Exemplare: zwei Weibchen, beide leben in Kenia.
Auf dem Weg zur Rettung des Säugetiers hat ein internationales Forscherteam jetzt ein wichtiges Etappenziel erreicht. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gelang es, einen durch künstliche Befruchtung erzeugten Nashorn-Embryo zumindest eine Zeit lang in einer Leihmutter wachsen zu lassen, wie sie in Berlin erläuterten. Zwar handelte es sich bei dem Embryo um ein vergleichsweise häufig vorkommendes Südliches Breitmaulnashorn, doch mit der Methode sollen später auch Exemplare der Nördlichen Unterart erzeugt werden.
Der Embryo wurde in einem italienischen Reproduktionslabor durch künstliche Befruchtung hergestellt und im September vergangenen Jahres in Kenia in die Leihmutter eingesetzt - die Schwangerschaft glückte. Allerdings starb die schwangere Nashornkuh an einer Infektion - und mit ihr der 70 Tage alte Fötus.
"Zusammen haben wir etwas erreicht, was wir nie für möglich gehalten haben", so Projektleiter Thomas Hildebrandt.
30 Embryonen erzeugt und eingefroren
Die Wissenschaftler testen ihr Vorgehen zunächst an der Südlichen Unterart, um die wertvollen Embryonen der Nördlichen Unterart für spätere Versuche aufzuheben. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher die Methode aber dann auf die bedrohte Art übertragen. Dafür wurden seit 2019 bereits 30 Embryonen des Nördlichen Breitmaulnashorns erzeugt und eingefroren. Bis zu einer erfolgreichen Geburt können aber noch Jahre vergehen.
Der Embryonentransfer auf die Leihmutter sei weltweit der erste erfolgreiche bei den Dickhäutern, erklärten Teilnehmer des Wissenschaftsprogramms BioRescue bei der Vorstellung der Ergebnisse. Das Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung leitet das Forschungsprojekt. "Zusammen haben wir etwas erreicht, was wir nie für möglich gehalten haben", sagte Veterinärmediziner und Projektleiter Thomas Hildebrandt. Es habe viele Jahre gedauert, um einen Erfolg zu erzielen. Die Forscher nennen den Embryotransfer einen "wissenschaftlichen Durchbruch".
Breitmaulnashörner gelten seit Jahren als bedroht.