Erster Astronaut mit Behinderung ESA stellt neue Raumfahrer vor
Nach mehr als zehn Jahren bildet die europäische Raumfahrtagentur ESA wieder Astronauten aus. Im Jahrgang sind auch zwei Deutsche als Reserve-Astronautinnen sowie erstmals ein Mensch mit Behinderung. Erste Station für die angehenden Raumfahrer ist Köln.
Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) hat in Paris die nächste Generation von Astronauten vorgestellt. Ausgewählt wurden 17 Frauen und Männer - darunter fünf Karriere-Astronauten und zwölf sogenannte Reserve-Astronauten, die für bestimmte Missionen ausgewählt werden können. Sie treten die Nachfolge der aktuellen Generation an, zu der auch der Deutsche Matthias Maurer zählt.
Auch zwei Deutsche sind im Reserveteam dabei: Nicola Winter und Amelie Schoenenwald wurden ausgewählt, wie die ESA twitterte. Das Reserveteam erhalte einen Beratervertrag und grundlegendes Training für den Fall, dass sich kurzfristig eine Einsatzmöglichkeit ergebe.
Weltweit erster Para-Astronaut
Erstmals hat die ESA auch einen Bewerber mit einer Behinderung ausgewählt. Der Brite John McFall verlor mit 19 Jahren ein Bein und hat seitdem eine Prothese. Der paralympische Kurzstreckenläufer wird jetzt der erste Para-Astronaut. "Als Amputierter hätte ich nie gedacht, dass ich Astronaut werden könnte", sagte McFall in einem Interview, das auf der ESA-Website veröffentlicht wurde.
Der 31 Jahre alte Arzt soll den ESA-Ingenieuren bei der Entwicklung von Geräten helfen, die auch Behinderten den Flug und die Arbeit im Weltraum ermöglichen. Damit solle auch das Bewerberfeld für künftige Weltraumfahrer vergrößert werden. ESA-Chef Josef Aschbacher sagte, man wolle das All für alle öffnen.
Ausbildung startet in Köln
Die angehenden Astronauten werden zunächst für ein Jahr im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln ausgebildet. Dort stehen unter anderem naturwissenschaftliche Grundlagen, Ingenieurswesen und Russisch auf dem Lehrplan. Nach einer etwa dreijährigen Ausbildung soll die Crew zunächst ihre Kolleginnen und Kollegen im All an der Bodenkontrolle unterstützen.
Später könnten sie dann auf der Internationalen Raumstation ISS arbeiten. Allerdings ist die Zukunft der ISS weiter ungewiss. Russland hatte angekündigt, nach 2024 aus dem Gemeinschaftsprojekt aussteigen zu wollen. Die US-Raumfahrtbehörde NASA sieht sich zumindest bis 2030 verpflichtet, den Außenposten in Betrieb zu halten.
Flüge eines ESA-Astronauten zum Mond könnten auch noch etwas auf sich warten lassen. Möglich wären zum Beispiel Missionen zum "Lunar Gateway", der geplanten Station auf der Mondumlaufbahn.
Knapp 23.000 Bewerbungen
Die ESA hatte die Suche nach neuen Astronauten und Astronautinnen im März gestartet. Insgesamt gingen knapp 23.000 Bewerbungen ein, davon 3.700 aus Deutschland, 670 aus der Schweiz und 470 aus Österreich.
Die neue Crew wurde im Rahmen des Ministertreffens der 22 Mitgliedsländer der ESA vorgestellt, auf dem ein deutlich höheres Drei-Jahres-Budget beschlossen wurde. Insgesamt soll die ESA fast 17 Milliarden Euro erhalten. Das ist ein Plus von 17 Prozent. Das Geld soll unter anderem für die Beobachtung der Auswirkungen des Klimawandels, die Trägerrakete Ariane 6 und die Erforschung des Weltalls durch Roboter und Astronauten verwendet werden.