Zypern beendet Zwangspause Fünf Milliarden Euro rollen zur Bankenöffnung
Das Geld ist da: Frische Scheine sind in Containern bei Zyperns Zentralbank eingetroffen, damit die Banken für die heutige Wiedereröffnung gewappnet sind. Doch beim Abheben von Bargeld hat sich der Spielraum nur wenig erweitert. Auch für Auslandsgeschäfte gelten strenge Auflagen.
Jetzt ist es offiziell: Die Banken auf Zypern werden ihre Zwangspause heute beenden und von 12 bis 18 Uhr Ortszeit ihre Schalter wieder öffnen. Das bestätigten übereinstimmend Finanzminister Michalis Sarris und die Zentralbank. Die Geldhäuser der Inselrepublik sind seit dem 16. März geschlossen.
Allerdings unterliegt der Zahlungsverkehr zunächst strengen Auflagen. Bis auf Weiteres dürfen Bankkunden täglich pro Person und Konto höchstens 300 Euro abheben, wie das zyprische Finanzministerium und die Zentralbank mitteilten. Daueraufträge für die Zahlung von Löhnen über das Online-Bankingsystem werden wieder erlaubt. Damit sollen alle Angestellten ihre Gehälter erhalten.
Container mit Bargeld sind da
Unterdessen traf frisches Bargeld bei der zyprischen Zentralbank ein. Fotos zeigen einen schwerbewachten Konvoi mit Containern, der vom Flughafen Larnaka aus zur Zentralbank in Nikosia fährt. Wie die Tageszeitung "Kathimerini" berichtete, handelt es sich um eine Lieferung in Höhe von fünf Milliarden Euro, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitgestellt wurden, um an die Bankfilialen auf Zypern verteilt zu werden.
Auflagen für Auslandsgeschäfte
Starke Einschränkungen bestehen für bargeldlose Zahlungen im Ausland sowie für Überweisungen ins Ausland und auf Konten anderer Kreditinstitute. Alle diese Geldtransfers sind allgemein verboten und werden nur in wenigen Fällen erlaubt. Neben der Zahlung von Gehältern profitieren vor allem Geschäftsleute im täglichen Handel von den Ausnahmegenehmigungen. Für solche Handelsgeschäfte sind Zahlungen von bis zu 5000 Euro ohne Einschränkungen möglich. Für Überweisungen zwischen 5001 und 200.000 Euro ist die Zustimmung der Zentralbank notwendig - und zwar muss diese innerhalb von 24 Stunden entscheiden. Noch höhere Überweisungen kann die Notenbank von Fall zu Fall genehmigen.
Zyprer, die im Ausland mit Karte zahlen, haben dafür einen Verfügungsrahmen von 5000 Euro pro Monat. Zyprer die im Ausland leben und zum Beispiel dort studieren, können für Lebenshaltungskosten 5000 Euro pro Quartal von ihren zyprischen Konten verwenden. Pro Person und Auslandsreise dürfen die Zyprer höchstens 1000 Euro in bar mitnehmen.
Schecks dürfen die Banken nicht in Bargeld umtauschen - es sei denn, dass eine ausländische Bank den Scheck ausgestellt hat. Auch für die bargeldlose Zahlung mit Karten, die Geldhäuser außerhalb Zyperns ausgestellt haben, gelten keine Beschränkungen. Zudem sind Gelder von den Beschränkungen ausgenommen, die nach dem 27. März von ausländischen Investoren neu bei zyprischen Banken angelegt werden.
Mit den Maßnahmen will Zypern eine Kapitalflucht nach der Öffnung der Banken verhindern. "Wir werden den besten Weg wählen, um die Wahrscheinlichkeit zu limitieren, dass große Summen von Geldern verschwinden", sagte Finanzminister Michael Sarris.
Polizei und Sicherheitsdienste wappnen sich für Bankenöffnung
Banken bereiteten sich mit Sicherheitsmaßnahmen auf einen möglichen Ansturm auf die Filialen vor. Die private Sicherheitsfirma G4S kündigte an, 180 Mitarbeiter in Bankfilialen zu postieren, um auf mögliche Unruhen reagieren zu können. Auch aus Polizeikreisen verlautete, dass die Vorbereitungen der Sicherheitskräfte für den befürchteten Ansturm der Bankkunden liefen. Am Morgen fuhren Streifenwagen in Nikosia von Bank zu Bank, um Präsenz zu zeigen. In allen Radio- und Fernsehsendern riefen Sprecher von Behörden und Institutionen die Zyprer auf, Ruhe zu bewahren und nicht massenhaft in die Banken zu strömen.
Im Gegensatz zu den Banken bleibt die Börse in Nikosia weiter geschlossen. Bis zum 1. April werde nicht gehandelt, teilte der Börsenbetreiber mit. Zuletzt hatte die zyprische Börse am 15. März geöffnet.