Autozulieferer ZF Friedrichshafen Auf einen Schlag zum Weltkonzern

Stand: 15.09.2014 16:54 Uhr

Es ist der größte Deal eines deutschen Konzerns seit der Finanzkrise: Für 10,4 Milliarden Euro kauft der Autozulieferer ZF Friedrichshafen den US-Konkurrenten TRW. Damit steigt das wenig bekannte Unternehmen vom Bodensee auf einen Schlag zum Global Player auf.

Der deutsche Getriebehersteller ZF Friedrichshafen katapultiert sich auf einen Schlag in die Weltliga der Automobilzulieferer. Für rund 13,5 Milliarden Dollar (10,4 Milliarden Euro) übernimmt das Unternehmen vom Bodensee den US-Konkurrenten TRW Automotive.

Es ist die größte Übernahme durch ein deutsches Unternehmen seit der Finanzkrise, wie der Londoner Finanzdatenspezialist Thomson Reuters für tagesschau.de berechnete. Auf ein vergleichbares Volumen kam in den vergangenen Jahren nur der Pharmakonzern Bayer, der dem US-Konkurrenten Merck im Frühjahr für gut 10,3 Milliarden Euro dessen Sparte für rezeptfreie Medikamente abkaufte.

ZF ist nicht an der Börse - sondern gehört zwei Stiftungen

ZF Friedrichshafen zählt bislang zu den "Hidden Champions" der deutschen Wirtschaft - also zu den Unternehmen, die zwar groß und erfolgreich, allerdings auch relativ unbekannt sind. Das liegt zum einen daran, dass das Unternehmen nicht an der Börse notiert ist, sondern zwei Stiftungen gehört. Und zum zweiten an der mächtigen Konkurrenz durch einheimische Konkurrenten wie Bosch, Continental oder Schaeffler.

Mit der Übernahme von TRW mutiert ZF nun aber endgültig zum Global Player. Experten zufolge dürfte der Umsatz von zuletzt knapp 17 Milliarden Euro auf rund 30 Milliarden Euro steigen - womit das 1915 als "Zahnradfabrik GmbH" gegründete Unternehmen (daher der Name ZF) zu einem der drei weltgrößten Autozulieferer aufrückt. Bis 2025 strebt das Management sogar an, die Erlöse über die 40-Milliarden-Euro-Grenze zu hieven.

Warum Bosch den Deal erst möglich machte

TRW fertigt in erster Linie Sicherheitsprodukte wie Airbags, Gurte, Brems- oder Fahrerassistenzsysteme. Genau diese fehlen den Friedrichshafenern, die bislang vor allem auf Antriebe und Fahrwerke spezialisiert sind.

Die Transaktion soll in der ersten Jahreshälfte 2015 abgeschlossen werden. TRW werde danach als separater Geschäftsbereich im ZF-Konzern geführt, hieß es in einer Mitteilung.

Am Morgen hatte ZF den Verkauf seines 50-prozentigen Anteils am Gemeinschaftsunternehmen ZF Lenksysteme an den deutschen Wettbewerber Bosch bekannt gegeben. Ohne diese Trennung wären bei der Übernahme von TRW vermutlich kartellrechtliche Probleme aufgetreten - denn auch die Amerikaner gehören bei Lenksystemen zu den Weltmarktführern.