Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen Vollbremsung für die Wirtschaft
Im kommenden Jahr wird die Finanzkrise auf die Wirtschaft voll durchschlagen. Das geht aus dem Jahresbericht der sogenannten Wirtschaftsweisen hervor. Die Berater der Bundesregierung erwarten, dass das Wachstum in Deutschland 2009 mit 0,0 Prozent erstmals seit sechs Jahren zum Stillstand kommt.
Die sogenannten fünf Wirtschaftsweisen rechnen für 2009 mit einer Stagnation des deutschen Bruttoinlandsprodukts: "Im Jahr 2009 ist das vom Sachverständigenrat entwickelte Kriterium einer Rezession erfüllt", heißt es in dem Jahresgutachten des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der an Bundeskanzlerin Angela Merkel übereben wurde.
Die Berater der Bundesregierung gehen für 2009 von einem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts um 0,0 Prozent - einem sogenannten Nullwachstum - aus. In diesem Jahr werde das Bruttoinlandsprodukts noch um rund 1,7 Prozent wachsen. Erst im Verlauf des kommenden Jahres werde es wieder zu einer leichten Belebung der Wirtschaft kommen.
Der Konjunktureinbruch würde demnach auch die gute Entwicklung der vergangenen Jahre am Arbeitsmarkt beenden. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen könnte von durchschnittlich 3,27 Millionen auf 3,3 Millionen steigen und die Zahl der Erwerbstätigen wieder sinken.
Keine Stagflation
Zu einer befürchteten "Stagflation" - also einer sinkenden stagnierender Wirtschaft bei einer hohen Inflationsrate - wird es jedoch wohl nicht kommen. Denn der Anstieg der Verbraucherpreise wird sich nach Ansicht der Wirtschaftsweisen abschwächen. Die Inflationsrate werde bei 2,1 Prozent nach 2,8 Prozent in diesem Jahr liegen. Ausschlaggebend dafür dürften die stark zurückgehenden Nahrungsmittel- und Energiepreise sowie die schwache konjunkturelle Entwicklung im nächsten Jahr sein.
Wirtschaft stärken - zur Not mit neuen Schulden
Bei der Begutachtung der Hilfspakete der Regierung fällt das Urteil der Wirtschaftsweisen gemischt aus. Der Vorsitzende des Rates, Bert Rürup, erklärte, das Hilfspaket der Regierung für den Finanzmarkt sehe sein Gremium positiv, das Maßnahmenpaket für die Konjunktur hingegen kritisch.
Angesichts der aktuell schwierigen Lage plädieren die Gutachter für eine sehr viel stärkere Wachstumsförderung des Staates durch öffentliche Investitionen - auch wenn damit die Neuverschuldung zeitweise wieder steigen werde. Hierfür eigneten sich insbesondere bereits genehmigte öffentliche Bauvorhaben bei der Verkehrsinfrastruktur. Außerdem sei im Rahmen einer Wachstumspolitik "an höhere Ausgaben im Bildungsbereich zu denken".