Energieprojekte der Golfstaaten Vom Ölscheich zum Wasserstoffscheich
Das neue Öl heißt Wasserstoff: In Saudi-Arabien, in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Oman entstehen große Produktionsstätten oder sind geplant. Dort soll Wasserstoff emissionsfrei erzeugt werden.
Wenn der Technologiechef des saudi-arabischen Erdölförderkonzerns Aramco recht hat, dann beginnt im globalen Energiesektor gerade eine neue Ära. Zuerst habe es Kohle als Energieträger gegeben, dann Öl sowie Gas, erklärt Ahmed al-Khowaiter. Aber wenn sich Wasserstoff durchsetze, woran er fest glaube, dann habe man eine Öl-, Gas- und Wasserstoffindustrie.
Aramco ist fest entschlossen, diese Entwicklung mitzugestalten. Dem saudischen Energieministerium zufolge will das Königreich bis spätestens 2050 der weltweit größte Exporteur von Wasserstoff werden.
Herstellung noch teuer
Das Gas wird mittels Elektrolyse aus Wasser erzeugt. Seine Herstellung ist noch teuer. Und wenn der Strom dafür erzeugt wird, indem fossile Rohstoffe verbrannt werden, dann ist das Ganze am Ende alles andere als emissionsfrei.
Der Aramco-Manager ist trotzdem optimistisch. Die Welt habe sich gewandelt, betont Ahmed al-Khowaiter. Die Wasserstoff-Technologie entwickle sich. Immer mehr Pilotprojekte entstünden, sodass Wasserstoff sowohl im Transportwesen als auch in der Industrie als neuer Energieträger konkurrenzfähig werde.
Saudi-Arabien baut weltgrößte Wasserstofffabrik
Nur wenn Wasserstoff mit Strom aus erneuerbaren Quellen produziert wird, dann ist er wirklich "grün" und eine Alternative zu Kohle, Öl und Gas. Diesen Ansatz verfolgt Saudi-Arabien. Platz für Windparks und Solarkraftwerke gibt es in dem Wüstenstaat genug - und Sonne und Wind sowieso.
Für 4,3 Milliarden Euro baut das Königreich in Kooperation unter anderem mit der Thyssenkrupp-Tochter Uhde die nach Fertigstellung größte Wasserstofffabrik der Welt. Bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre könnte Wasserstoff in Ländern mit idealen Bedingungen - wie zum Beispiel in Saudi-Arabien - zu einem Preis produziert werden, der mit dem von fossilen Treibstoffen konkurrieren kann.
Deutschland als Partner dabei
Einer der Partner bei diesen Plänen ist Deutschland. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat mit Saudi-Arabien eine Absichtserklärung über die Wasserstoffkooperation unterzeichnet.
Die Öl- und Gasquellen werden irgendwann versiegen, aber die Produktion von Wasserstoff könnte die Volkswirtschaften der Golfstaaten retten, glaubt Manal al-Shehabi vom Oxford Institut für Energiestudien. Das Geschäft mit Wasserstoff könne den Wandel erleichtern, sagte die Wissenschaftlerin gegenüber dem Fernsehsender Al-Arabiya. Die Golfstaaten hätten die Gelegenheit, die schwindenden Einnahmen aus dem Handel mit Öl und Gas zu ersetzen.
Wettlauf zwischen den Golfstaaten
Der Wettlauf zwischen den Golfstaaten hat längst begonnen. Auch das Sultanat Oman will im Wasserstoff-Geschäft eine Spitzenposition einnehmen. Mit deutschen Partnern wurde an der Deutschen Universität im Oman ein Wasserstoffzentrum gegründet. Das Land liege strategisch günstig, erklärte der Rektor der Universität, Hussain al-Samy, im omanischen Fernsehen. Es gebe Wasser und Sonne und riesige Freiflächen. 2040 könnte der Oman 20 Milliarden US-Dollar mit der Erzeugung von Wasserstoff verdienen.
Ebenso ehrgeizig planen die Vereinigten Arabischen Emirate. In wenigen Jahren will das Land das größte Solarkraftwerk der Welt betreiben. Und in Kooperation mit Siemens entsteht derzeit eine Pilotanlage zur Wasserstoffproduktion mit Sonnenstrom.
Christian Bruch, der Vorstandsvorsitzende der Siemens Energy AG, sagte im Interview mit dem US-Sender CNBC: "Wasserstofferzeugung muss und wird in den Emiraten und in der Region ein Geschäftsmodell der Zukunft sein - um auch zukünftig ein Energieexporteur für die Welt zu bleiben."