Jugendarbeitslosigkeit Mehr Jobs für junge Spanier
Spanien hat die zweithöchste Jugendarbeitslosigkeit in der EU. Doch die Quote sank binnen eines Jahres um mehr als zehn Prozentpunkte. Eine Arbeitsmarktreform soll es nun jungen Menschen erleichtern, auf eigenen Füßen zu stehen.
Der 3. Februar war ein historischer Tag im spanischen Parlament: Mit einer Stimme Mehrheit brachte die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez ihre Arbeitsmarktreform durchs Parlament - ein Hinterbänkler der konservativen Opposition hatte aus Versehen falsch, also für das Prestigevorhaben der Regierung, gestimmt. Die verfolgt mit dieser Reform ein großes Ziel: Der Unsicherheit ein Ende zu bereiten, wie Arbeitsministerin Yolanda Díaz in den vergangenen Monaten wieder und wieder erklärte.
Schärfere Regeln und ein duales System
Unsicherheit, die besonders viele junge Spanierinnen und Spanier betrifft. Die Reform enthält neue Regeln für befristete Arbeitsverhältnisse und schränkt diese stark ein. Sie stärkt Formen der dualen Ausbildung, wie man sie aus Deutschland kennt. Und sie macht es schwerer, Tarifverträge zu umgehen, etwa durch das Outsourcing von Jobs an Subunternehmer. Das gehe alles in die richtige Richtung, sagt Juan Enrique Gallo Gonzalez vom spanischen Jugendrat, aber von einer wirklichen Lösung sei Spanien noch weit entfernt.
"Gegenwärtig ist ein Drittel der jungen Bevölkerung in Spanien arbeitslos, und die Hälfte von denen, die Jobs haben, hat befristete Verträge mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr", kritisiert Gallo Gonzales. "Das wirkt sich auf ihre Lebensplanung aus, dass sie nicht wirklich unabhängig sein können, weil sie nicht über die wirtschaftlichen Mittel dafür verfügen."
Zeitverträge verhindern Unabhängigkeit
Konkret heißt das: Fast zwei Drittel der 25- bis 29-Jährigen wohnen in Spanien noch bei ihren Eltern. So ging es auch Maria Moreno mit fast 30 Jahren: "Ich möchte zusammen mit meinem Partner leben und in der Lage sein, unabhängig zu sein. Aber bei den Verträgen, die wir bekommen, ist das unmöglich."
Moreno hatte in drei Jahren 25 Verträge, immer befristet. Sie hat Sekretärin gelernt, als Hostess auf Messen gejobbt, als Schwesternhelferin in einem Krankenhaus gearbeitet - immer für wenig Geld: Der Durchschnittsverdienst lag 2021 nach Angaben des Jugendrates bei gerade mal 960 Euro. "Die Bedingungen in diesem Krankenhaus: Das sind Teilzeitverträge, mal arbeitest du zwei Tage, dann zwei Tage nicht. So kann man doch nichts planen oder ein Leben führen", klagt Moreno.
Das alles soll sich mit der Arbeitsmarktreform ändern, deren Effekte die Regierung schon jetzt zu sehen glaubt. Im Januar sei eine Rekordanzahl von fast 240.000 unbefristeten Verträgen abgeschlossen worden, sagte Arbeitsministerin Diaz erfreut.
Sichtbare Effekte wohl erst im Sommer
Dem standen allerdings auch fast 1,4 Millionen befristete Verträge gegenüber, die im gleichen Zeitraum geschlossen wurden. Bis Ende März galt nämlich noch eine Übergangsregelung für Unternehmen. Jugendrat-Vertreter Gallo Gonzalez glaubt, es sei noch zu früh, um seriös einschätzen zu können, ob die Arbeitsmarktreform funktioniere oder nicht, auch im Hinblick auf die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit.
"Die befristeten oder saisonalen Verträge, speziell für den Sommer, beginnen ja erst ab jetzt", gibt er zu bedenken. "Ich würde sagen, dass vielleicht im Oktober ein guter Zeitpunkt ist, um zu sehen, ob diese Entwicklungen nicht einfach ein Teil der Erholung von der Krise sind oder ob sie wirklich mit der Arbeitsmarktreform zusammenhängen."
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie haben Spaniens junge Generation besonders hart getroffen: 53 Prozent der Spanierinnen und Spanier unter 35 Jahren verloren zu Beginn der Pandemie ihre Jobs.