US-Finanzministerin in Peking Yellen pocht auf gesunden Wettbewerb
Inmitten der Spannungen zwischen den USA und China ist US-Finanzministerin Yellen in Peking angekommen. Während sie die Wogen glätten will, richten sich Autohersteller bereits auf Rohstoffbeschränkungen ein.
US-Finanzministerin Janet Yellen hat zu Beginn ihres Besuchs in China für bessere Beziehungen zwischen den beiden Großmächten geworben. "Wir streben einen gesunden wirtschaftlichen Wettbewerb an, der den amerikanischen Arbeitnehmern und Unternehmen zugutekommt, und wir wollen bei globalen Herausforderungen zusammenarbeiten", twitterte Yellen kurz nach ihrer Ankunft in Peking.
Ihre Reise biete eine Gelegenheit zur Kommunikation und zur Vermeidung von Missverständnissen. Bei Bedarf würden aber auch Maßnahmen ergriffen, "um unsere nationale Sicherheit zu schützen", machte Yellen deutlich.
Was auf dem Spiel steht
Die Beziehungen zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften hatten sich zuletzt merklich verschlechtert. Nachdem die USA unter anderem den Export von Hochleistungschips sowie von Maschinen für deren Produktion einschränkten, verbot die Regierung in China zunächst bestimmten Unternehmen und Organisationen den Einsatz von Chips des US-Herstellers Micron. In dieser Woche folgte schließlich die Ankündigung von Exportkontrollen für bestimmte Rohstoffe für die Chipproduktion.
Die Einführung von Ausfuhrlizenzen sei ein "gut durchdachter harter Schlag" und "erst der Anfang", sagte der ehemalige stellvertretende chinesische Handelsminister Wei Jianguo, ein einflussreicher Berater der Regierung in Peking. "Wenn die Restriktionen gegen den chinesischen Hochtechnologiesektor fortgesetzt werden, werden die Gegenmaßnahmen eskalieren."
Beobachter setzen nun darauf, dass Yellen die Spannungen lockern kann. "Wenn die Gespräche zwischen beiden Seiten gut verlaufen, könnten viele Beschränkungen gelockert werden", sagte Liao Chien-yu, Analyst bei Capital Securities. Sollten die Gespräche jedoch schlecht verlaufen, könnten beide Seiten nach dem Besuch der US-Finanzministerin weitere Sanktionen verhängen.
Westliche Autobauer bereiten sich auf Exportkontrollen vor
Konkret geht es bei den Exportkontrollen um die Seltenen Erden Germanium und Gallium. Die Auswirkungen sind allerdings noch schwer einzuschätzen. Weltweit suchen Unternehmen wegen der sich hochschaukelnden Konfrontation zwischen der Volksrepublik und den USA nach alternativen Bezugsquellen für wichtige Materialien, um ihre Abhängigkeit zu verringern.
Westliche Autobauer bereiten sich etwa auf die Exportbeschränkungen für Rohstoffe vor, die für die Elektromobilität und Digitalisierung wichtig sind. Volkswagen teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters mit, man bewerte und überwache die Lage auf den Rohstoffmärkten umfassend, um bei Bedarf gemeinsam mit Partnern Maßnahmen zu ergreifen. Das Ziel sei dabei stets, Auswirkungen auf das Produktionsnetzwerk so gering wie möglich zu halten.
BMW erklärte ebenfalls, der Konzern beobachte die Situation und stehe in engem Austausch mit Halbleiter-Lieferanten. "Derzeit gehen wir nicht von kurzfristigen Auswirkungen auf die Versorgungssituation aus", teilten der Münchener Konzern mit. Volkswagen hob die Bedeutung der betroffenen kritischen Rohstoffe für die Automobilproduktion hervor. So seien Gallium und Germanium wichtige Ressourcen etwa für Leuchtdioden oder Hochfrequenzanwendungen und spielten eine Rolle bei künftigen autonomen Fahrfunktionen.
Konzerne heben Bedeutung Chinas hervor
Der europäisch-amerikanische Autobauer Stellantis warnte zudem davor, das Engagement in der Volksrepublik zurückzufahren. "Ich bin kein Befürworter einer vollständigen Abkopplung von China", sagte Konzernchef Carlos Tavares. Dies wäre weder realistisch noch im Interesse westlicher Unternehmen. Stellantis arbeite mit einer Reihe chinesischer Unternehmen zusammen, so der Stellantis-Chef.
Darunter seien auch Firmen, die kritische Materialien wie Gallium und Germanium für Produkte verwendeten, die der Autokonzern bei ihnen kaufe. "Wir befinden uns nicht in einem Krieg mit irgendwelchen chinesischen Lieferanten", betonte Tavares. Es sei Sache der Europäischen Union, mit den chinesischen Behörden zusammenzuarbeiten, um eine Lösung zu finden.
Auch Volkswagen hat bereits mehrfach Chinas Bedeutung hervorgehoben und vor einer Abkoppelung gewarnt. Aus den in der Volksrepublik erwirtschafteten Gewinnen finanziert der weltweit zweitgrößte Autokonzern einen großen Teil seines Umbaus zu einem Software-basierten Mobilitätsanbieter.