Starke Teuerung Britische Inflation steigt auf 9,1 Prozent
Die Verbraucherpreise in Großbritannien sind im Mai abermals so stark gestiegen wie seit 40 Jahren nicht mehr. Den Beschäftigten im Land drohen zusätzliche Lohneinbußen wegen der der Brexit-Folgen.
Hohe Preise für Kraftstoffe und Lebensmittel haben die Teuerung im Vereinigten Königreich im Mai auf 9,1 Prozent steigen lassen. Das gab das Office for National Statistics (ONS) in London bekannt. Es ist die höchste Inflationsrate seit Beginn der Erfassung im Jahr 1997. Laut ONS dürfte die Inflation zuletzt im Jahr 1982 höher gelegen haben.
Inflationsrate bald wohl zweistellig
Im April waren die Preise im Vergleich zum Vorjahr bereits um 9,0 Prozent gestiegen. "Wir nutzen alle uns zur Verfügung stehenden Instrumente, um die Inflation zu senken und steigende Preise zu bekämpfen", sagte Finanzminister Rishi Sunak zu den neuen Zahlen. "Wir können durch eine unabhängige Geldpolitik, eine verantwortungsbewusste Fiskalpolitik, die den Inflationsdruck nicht erhöht, und durch die Steigerung unserer langfristigen Produktivität und unseres Wachstums eine stärkere Wirtschaft aufbauen."
Um den Preisdruck abzumildern, hatte die Bank of England ihren Leitzins in der vergangenen Woche bereits zum fünften Mal binnen sieben Monaten angehoben. Er liegt jetzt bei 1,25 Prozent. Damit soll die Teuerungsrate mittelfristig zur Zielmarke der Währungshüter von zwei Prozent zurückkehren. Allerdings rechnet die Notenbank vorerst mit weiter steigenden Preisen: Für Oktober etwa erwartet sie eine Inflationsrate von elf Prozent.
Exportunternehmen weniger wettbewerbsfähig
So hohe Inflationsraten belasten insbesondere Arbeitnehmer, die starke Verluste ihrer Reallöhne hinnehmen müssen. Im Fall von Großbritannien kommen nun auch noch negative Auswirkungen durch den Brexit hinzu.
Laut einer Studie des Thinktanks Resolution Foundation und der London School of Economics (LSE), über die die Tageszeitung "The Guardian" berichtet, hat der Austritt aus der EU die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Großbritanniens beeinträchtigt. Demnach müssen Beschäftigte wegen des Brexits bis 2030 im Schnitt mit jährlichen Lohneinbußen von mehr als 470 britischen Pfund rechnen. Das entspräche einem inflationsbereinigten Minus von 1,8 Prozent. Grund ist laut der Studie die gesunkene Wettbewerbsfähigkeit der britischen Exportindustrie als Folge des EU-Austritts.