Reederei Hapag-Lloyd Lage der Containerbranche bessert sich
Die Containerschifffahrt steuert laut Deutschlands größter Reederei Hapag-Lloyd nach turbulenten Jahren in deutlich ruhigeres Gewässer. An den meisten Häfen hätten sich die Staus inzwischen aufgelöst.
Die Lage in der wegen der Corona-Pandemie aus dem Tritt geratenen weltweiten Containerschifffahrt normalisiert sich zusehends. Die Branche muss aber mit deutlich gestiegenen Kosten kämpfen. Auch wenn es in einigen Teilen der Welt noch Rückstaus gebe: Die Lieferketten erholten sich, und immer mehr Containerkapazitäten würden frei, teilte der Chef der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, in einer Telefonkonferenz mit. Vor allem auf den Ost-West-Routen nehme die Nachfrage wegen der Inflation und steigender Unsicherheiten ab.
Rückgang der Spotraten schneller als gedacht
Als Folge der schrumpfenden Transportnachfrage fielen zuletzt auch die Spotraten, also der Preis für die kurzfristige Buchung von Containern. Sie bewegten sich wieder in Richtung des Vor-Corona-Niveaus. Der Chef der weltweit fünftgrößten Reederei verwies auf den Shanghai Containerized Freight Index (SCFI). Dieser bildet die Entwicklung der Frachtraten von Containertransporten ab, die von Shanghai als größtem Containerhafen der Welt abgehen.
Danach kostete der Transport eines Containers im dritten Quartal im Schnitt 3279 Dollar (3110 Euro) - nach 4698 Dollar (4455 Euro) Anfang des Jahres. Zu Beginn der Pandemie Anfang 2020 hatten die Raten noch bei unter 1000 Dollar gelegen. Der Rückgang falle sogar etwas schneller aus als vor einiger Zeit angenommen, sagte Habben Jansen. Wenn man aber in Rechnung stelle, von welchem Niveau die Frachtpreise kämen und der Markt sich normalisiere, sei nicht unlogisch, dass dies relativ schnell geschehe.
Gleichzeitig sind auch die Kosten der Reedereien enorm gestiegen - etwa für Treibstoff. So kletterten die Bunker-Kosten nach Angaben von Hapag-Lloyd in den ersten neun Monaten dieses Jahres um 71 Prozent. Auch mit Blick auf die zuletzt bestellten Schiffe geht Habben Jansen davon aus, dass zusammen mit der Normalisierung des Containerverkehrs im kommenden Jahr ein Überangebot an Transportkapazitäten auftreten wird. Wie groß dieses ausfallen könnte, ließ er wegen der großen Unsicherheiten offen.
Anzeichen für leichte Nachfrageerholung
Generell äußerte sich der Hapag-Lloyd Chef für 2023 und 2024 angesichts der weltweiten Konjunkturabschwächung zurückhaltend: "Ich bin nicht so besorgt - auch weil einige Leute es in den letzten beiden Monaten etwas zu negativ gesehen haben." Es gebe Anzeichen für eine leichte Erholung der Nachfrage. Die Buchungen seien im Dezember etwas stärker als im September und Oktober gewesen. "Ich denke nicht, dass der Markt heute noch so schwach ist wie er vor vier oder acht Wochen war."
Die Konkurrenz zwischen den Reedereien ist nach Einschätzung von Hapag-Lloyd härter geworden. Auf einigen Strecken seien die Raten nicht kostendeckend. "Das würde nicht passieren, wenn die Konkurrenz nicht erbittert wäre", so Habben Jansen. Die vergangenen zehn Jahre hätten aber gezeigt, dass sich die Frachtraten am Ende auf einem Niveau einpendelten, das mindestens kostendeckend sei.
Die Nummer fünf unter den weltweiten Containerlinien zählt zu den großen Gewinnern der gewaltigen Verwerfungen in den globalen Lieferketten während der Corona-Pandemie. Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres verdoppelte sich der Konzerngewinn dank der hohen Frachtraten auf fast 13,8 Milliarden Euro. Das ist noch einmal deutlich mehr als die 9,1 Milliarden Euro, die das Unternehmen im ganzen Ausnahmejahr 2021 als Reingewinn verbucht hatte. Die Zahlen für das Gesamtjahr 2022 will Hapag-Lloyd Anfang März 2023 vorlegen.