Schwaches Wachstum Chinesische Wirtschaft kommt nicht in Schwung
Die chinesische Konjunktur entwickelt sich weiter schwach, Industrie und Einzelhandel in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wachsen langsamer. Die Zentralbank ist erneut zur Zinssenkung gezwungen.
Die Wachstumsraten in China bleiben weiterhin hinter den Erwartungen und den Planungen der Staatsführung zurück. Im Juli wuchsen sowohl die Industrie als auch der Einzelhandel schwächer als im Vorjahresmonat und lagen damit auch unter den Prognosen der Experten.
Prognosen für Einzelhandel deutlich verfehlt
Die Industrieproduktion in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach den USA stieg im vergangenen Monaten nur um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und damit langsamer als im Juni mit 4,4 Prozent, wie das Nationale Statistikamt (NBS) mitteilte.
Auch die Umsätze im Einzelhandel, der in China ein wichtiger Beitrag zur gesamten Wirtschaftstätigkeit ist, stiegen nur um 2,5 Prozent. Im Juni hatte der Zuwachs im Vorjahresvergleich noch bei 3,1 Prozent gelesen. Die Prognosen der Experten von 4,5 Prozent Wachstum wurden hier deutlich verfehlt. Es war damit das langsamste Wachstum seit Dezember 2022 in dem Sektor.
Schon zweite Zinssenkung seit Juni
Unmittelbar vor Bekanntgabe der Wirtschaftsdaten hatte die chinesische Zentralbank am frühen Morgen deutscher Zeit eine Leitzins-Senkung verkündet. Wie die Notenbank mitteilte, wurde der Zinssatz für Kredite mit einer einjährigen Laufzeit um 15 Basispunkte auf 2,5 Prozent gesenkt. Es ist die zweite Zinssenkung seit Juni.
Die chinesische Staatsführung steht unter dem Druck, die schwächelnde chinesische Wirtschaft stärker zu stimulieren, um ein Wirtschaftswachstum zu fördern, das vor allem den Arbeitsmarkt in dem Land stützt. Die Regierung in Peking hatte bereits im vergangenen Monat eine Reihe von Konjunkturmaßnahmen ergriffen - von der Ankurbelung des Konsums von Kraftfahrzeugen und Haushaltsgeräten über die Lockerung einiger Immobilienbeschränkungen bis hin zur Unterstützung des Privatsektors.
Arbeitslosigkeit wächst
Der anhaltende Druck auf den Immobiliensektor, die wachsende Verschuldung der Kommunen, die Rekordarbeitslosigkeit unter Jugendlichen und die nachlassende Auslandsnachfrage gehören zu den größten Problemen der chinesischen Wirtschaft.
Die Wirtschaft des Landes war zwar im zweiten Quartal um 6,3 Prozent gewachsen. Der vergleichsweise hohe Wert geht aber auf den schwachen Vorjahreszeitraum zurück: Damals befanden sich viele Städte im Corona-Lockdown, die Finanzmetropole Shanghai war sogar zwei Monate lang komplett abgeriegelt. Vom ersten auf das zweite Quartal 2023 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in China dann nur noch um 0,8 Prozent.
Neue Hiobsbotschaft aus dem Immobilien-Sektor
Insbesondere der Immobiliensektor sorgt immer wieder für negative Schlagzeilen. Gestern wurde bekannt, dass der chinesische Immobilienkonzern Country Garden in massiven finanziellen Schwierigkeiten steckt. Wegen eines drohenden Zahlungsausfalls und enormer Schulden stürzte der Aktienkurs des Unternehmens an der Hongkonger Börse ab. Sollte der Konzern pleitegehen, hätte dies erhebliche Folgen für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus. Country Garden ist eines der wichtigsten Bauunternehmen des Landes und beschäftigt zehntausende Menschen.
Vergangene Woche konnte Country Garden zwei fällige Zinszahlungen für Kredite nicht leisten. Dem Unternehmen bleibt nun eine Frist von 30 Tagen, andernfalls droht im September die Insolvenz. Am Wochenende kündigte der Konzern außerdem an, die Notierung von rund einem Dutzend Anleihen ab diesem Montag auszusetzen.