Firmen in Großbritannien Exporthürden belasten den Handel
Großbritannien wird als Produktionsstandort immer unbeliebter. Deutsche Unternehmen vor Ort sehen zwar durchaus Chancen bei Zukunftsindustrien. Doch die Hindernisse wegen des Brexit sind groß.
Die Rezession und die Folgen des Brexit treffen auch deutsche Unternehmen in Großbritannien. Eine Umfrage zu den Zukunftserwartungen habe ein eher durchwachsenes Bild ergeben, sagte der Chef der Deutsch-britischen Industrie- und Handelskammer (AHK) in London, Ulrich Hoppe, der Nachrichtenagentur dpa.
Hoppe betonte jedoch, dass die Aussichten für die britische Wirtschaft deutlich schlechter seien. "Das hat damit zu tun, dass die deutschen Firmen, die hier auf dem Markt sind, eine grundsätzlich höhere Wettbewerbsfähigkeit haben und deswegen auch besser dastehen", so der AHK-Chef. "Aber auch die leiden natürlich darunter, dass die Wirtschaft hier nicht so wächst, wie sie es können würde, wenn es den Brexit nicht gegeben hätte."
Weniger deutsche Firmen und Fachkräftemangel
Etwa 2500 deutsche Unternehmen sind in Großbritannien aktiv und beschäftigen rund 450.000 Mitarbeiter. Laut einer Umfrage der Vereinigung German Industry UK unter gut zwei Dutzend deutschen Schwergewichten klagen diese seit dem Brexit über gestiegene Kosten, mehr Bürokratie und Verzögerungen. Großbritannien fällt 2022 erstmals aus den Top Ten der deutschen Handelspartner.
Es kämen auch weniger deutsche Firmen nach Großbritannien, obwohl das Land mit Offshore-Wind und Wasserkraft in zwei Zukunftsindustrien gut dastehe, sagte Hoppe. Zukunftsträchtig sei auch der Pharmasektor mit ihrem guten Forschungsstandort. "Es wird eine ganze Menge hier passieren."
Gleichzeitig betonte der AHK-Chef, dass aufgrund strengerer Einwanderungsregeln seit dem Brexit viele Fachkräfte fehlen. Hoppe rechnet nach eigener Aussage nicht damit, dass die britische Seite von ihren strengen Regeln abweicht: "Die aktuelle Regierung ist eher auf Immigrationsbeschränkung aus."
"Entkopplung vom Welthandel"
Deutschland bleibe der zweitwichtigste Handelspartner der Briten, sagte Hoppe. Der Rückgang der Handelszahlen zeigte jedoch, dass Großbritannien insgesamt deutlich weniger handele als früher. "Es gab diese ganze Idee von 'Global Britain'. Das ist im Moment immer noch eine Fata Morgana", sagte der AHK-Chef. Das Vereinigte Königreich sei im Bereich Handel nicht so stark aus der Pandemie herausgekommen. Es habe bereits eine gewisse Entkopplung der britischen Volkswirtschaft vom Welthandel stattgefunden.
Die britische Regierung habe nicht bedacht, dass viele europäische Produzenten auch Standorte in Großbritannien haben. Sie könnten seit dem Brexit nicht mehr einfach Material und Mitarbeiter hin- und herschicken. "Es lohnt sich nicht mehr, diesen britischen Standort im europäischen Verbund zu halten, weil schon Zwischenschritte wie Mitarbeiterentsendung und Zollformalien mit viel Bürokratie verbunden sind", sagte Hoppe. Das habe auch Konsequenzen für die Integration in die Weltmärkte. Für eine Integration in US-Wertschöpfungsketten sei Großbritannien aber zu weit entfernt.