Nach Warnstreik mit Hunderten Zugausfällen GDL droht mit unbefristeten Streiks
Hunderte Ausfälle, stundenlange Verspätungen - und unzählige Betroffene: Die Lokführer haben mit ihrem Warnstreik am Samstag den Zugverkehr in Deutschland lahmgelegt. Doch dies könnte erst der Anfang sein. Denn nun droht die GDL mit unbefristeten Streiks.
Der Warnstreik der Lokführer und Zugbegleiter hat in ganz Deutschland zu erheblichen Verspätungen und Hunderten Zugausfällen geführt. Nah- und Fernverkehr waren ebenso betroffen wie S-Bahnen und der Güterverkehr.
Reisende mussten zum Beispiel am Berliner Hauptbahnhof oft mehrere Stunden auf ihren Zug warten. Neben der Hauptstadt waren Norddeutschland, der Großraum Leipzig sowie einzelne Regionen in Nordrhein-Westfalen und Bayern besonders stark betroffen. Zwar dauerte der Ausstand nur von 6 bis 9 Uhr - vor allem im Fernverkehr waren die Nachwirkungen aber bis in den Nachmittag hinein zu spüren.
"Wer nicht hören will, muss fühlen", sagt der GDL-Chef
Eine Ende des Tarifkonflikts ist nicht in Sicht. Den bislang lassen weder die Bahn noch die Lokführergewerkschaft GDL erkennen, dass sie der anderen Seite wirklich entgegenkommen wollen.
GDL-Chef Claus Weselsky forderte die Bahn auf, "endlich ein substanzielles Angebot zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen vorzulegen". Ansonsten werde die GDL eine Urabstimmung durchführen. Damit hätte die Gewerkschaft die Möglichkeit, unbefristet zu streiken. "Dann gilt: Wer nicht hören will, muss fühlen", so Weselsky.
Ein unbefristeter Streik dürfte zu einem Verkehrschaos über den Bahnverkehr hinaus führen. Denn unter der Woche würden Arbeitsniederlegungen auch Millionen Berufspendler treffen. Viele von ihnen müssten aufs Auto umsteigen - was wiederum Staus auf den Autobahnen nach sich zöge.
Die Deutsche Bahn teilte mit, sie sei bereit, "jederzeit über alles für unsere Lokführer zu verhandeln - über Löhne, über Arbeitsbedingungen und über neue Spielregeln für Tarifverhandlungen". Bisher sei die GDL-Spitze den Einladungen aber nicht gefolgt. Die Bahn verwies auf ihr Angebot vom 1. September, das eine Lohnerhöhung um 1,9 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr vorsieht.
Fünf Prozent mehr Lohn, zwei Stunden weniger arbeiten
Die GDL fordert von der Bahn dagegen fünf Prozent mehr Lohn und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei auf 37 Stunden. Weselsky machte die Deutsche Bahn für die Arbeitskämpfe verantwortlich. Diese wolle "ihre Hausgewerkschaft EVG" bei den Verhandlungen "in die Führungsrolle hieven" - obwohl die Mehrheit des Zugpersonals in der GDL organisiert sei.
In dem Tarifkonflikt geht es nicht nur um höhere Löhne, sondern auch um einen Machtkampf zwischen der GDL und der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die GDL ist Mitglied im Beamtenbund, die EVG gehört zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Sie streiten darum, wer für welche Mitarbeitergruppe die Verhandlungen führen darf.