Übernahmepläne für VW-Konzern gebilligt EU gibt Porsche freie Fahrt
Die Europäische Kommission hat der Übernahme der Volkswagen AG durch den Porsche-Konzern zugestimmt. Der geplante Zusammenschluss werde den wirksamen Wettbewerb in Europa nicht wesentlich beeinträchtigen, lautete die Entscheidung aus Brüssel nach einer Prüfung des Falls.
Die EU-Kommission hat keine Einwände gegen die Kontrolle des Sportwagenherstellers Porsche über Volkswagen. Der geplante Zusammenschluss beeinträchtige den Wettbewerb in Europa nicht, die Übernahme werde deshalb genehmigt, erklärte die Kommission in Brüssel. Auf allen betroffenen Märkten gebe es weiterhin starke Konkurrenz.
Porsche plant rasche VW-Übernahme
Derzeit hält Porsche noch knapp 31 Prozent an VW und will den Anteil bis Jahresende auf mehr als 50 Prozent ausbauen. Zunächst soll der Anteil bis spätestens 2. September auf 36 Prozent aufgestockt werden. Die EU-Kommission hatte in Frage gestellt, ob dies bereits faktisch einem bestimmenden Anteil bei VW entspricht. "Mit diesem Rechtsgeschäft erwirbt Porsche faktisch die Kontrolle über Volkswagen", erklärte die Kommission. Die jetzt erteilte Genehmigung der Wettbewerbsaufsicht zum Zusammenschluss ermöglicht Porsche nun auch die Aufstockung auf mehr als 50 Prozent der VW-Anteile.
35 Prozent gelten als Beherrschungsverhältnis
Bereits im Juni hatten die Stuttgarter erklärt, Verträge für den Kauf von weiteren 4,92 Prozent der VW-Stammaktien geschlossen zu haben. Diesen Nachweis hatte die EU-Kommission zur Bedingung gemacht, um über die geplante Mehrheitsübernahme von Porsche bei VW zu entscheiden. Hintergrund ist, dass die Wettbewerbshüter bei einem Anteil von 35 Prozent ein faktisches Beherrschungsverhältnis unterstellen.
Hinsichtlich der künftigen Machtverteilung in einem Porsche/VW-Konzern bestehen noch viele offene Fragen. Dabei geht es auch um die Mitbestimmung in der Porsche Holding. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hatte die Belegschaften von Porsche und VW zuletzt aufgefordert, eine Lösung in dem Streit zu finden. Sollte dies nicht gelingen, säßen künftig drei Arbeitnehmervertreter von Porsche und drei von VW im Aufsichtsrat. Aus Sicht des VW-Betriebsrats geht die Mitbestimmungsvereinbarung deutlich zulasten der VW-Belegschaft.
Gewinnsprung und Verkaufsrekord
Wenige Stunden vor der Entscheidung der EU-Kommission hatte der VW-Konzern eine deutliche Gewinnsteigerung auf 3,4 Milliarden Euro in der ersten Jahreshälfte gemeldet. Im Vorjahresvergleich bedeutet dies ein Plus von 21,8 Prozent. Nach Steuern verdiente der Konzern zwischen Januar und Juni 2,6 Milliarden Euro. Der Umsatz im ersten Halbjahr stieg demnach um drei Prozent auf 56,5 Milliarden Euro. Erst zu Wochenbeginn hatte VW mitgeteilt, dass der Konzern in der ersten Jahreshälfte weltweit 3,27 Millionen Fahrzeugen verkauft habe - so viele wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte. Der weltweite Marktanteil war damit laut VW auf 9,9 Prozent gestiegen.