Grundsatzeinigung mit Aufsichtsrat VW kürzt Boni für Spitzenmanager
Die VW-Spitzenmanager verzichten auf einen Teil der Bonuszahlungen, die ihnen für 2015 vertraglich zustehen. Diese Einigung mit dem Aufsichtsrat bestätigte Niedersachsens Ministerpräsident Weil. Noch werde diskutiert, wie stark die Boni sinken.
Der VW-Aufsichtsrat hat sich mit dem Vorstand des Autokonzerns auf eine Kürzung der Bonuszahlungen für das Jahr 2015 verständigt. Das Kontrollgremium sei sich mit dem Vorstand einig darüber, dass "angesichts der aktuellen Lage des Unternehmens ein Zeichen auch beim Thema Vorstandsvergütung gesetzt werden muss", sagte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil im Landtag in Hannover.
Unklar ist noch, auf wie viel Prozent der ihnen vertragsgemäß zustehenden Boni die Manager verzichten. Auch Weil machte keine genauen Angaben, was unter einer "deutlichen Absenkung der variablen Vergütung" genau zu verstehen ist. Man müsse bei der Debatte um die Bonuszahlungen "auch die Erwartungen in der Öffentlichkeit" berücksichtigen, erklärte Weil. Es würden noch verschiedene Modelle diskutiert. "Ich bitte um Verständnis dafür, diesen Beratungen nicht vorgreifen zu können." VW-Vorstandschef Müller hatte bisher eine Kürzung der Bezüge um 30 Prozent ins Spiel gebracht. Das ZDF berichtete unter Berufung auf einen Insider, dass die Boni um "mindestens 30 Prozent" gekürzt werden sollen.
Niedersachsens Ministerpräsident Weil ließ die genaue Höhe der Kürzung offen.
Kürzung auch bei Pötsch
Weil, der stellvertretend für den VW-Großaktionäre Niedersachsen auch im Aufsichtsrat des Unternehmens sitzt, bestätigte auch Medienberichte, denen zufolge die Kürzung rückwirkend auch für Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch gelten soll, der zuvor Finanzvorstand von Volkswagen war. Der nach zähem Ringen erzielte Kompromiss zu den Managerboni soll demnach in der nächsten Aufsichtsratssitzung am 22. April verabschiedet und im Geschäftsbericht am 28. April veröffentlicht werden.
Weil legte zudem Details zum Zeitplan für den mit Spannung erwarteten Zwischenbericht über die Schuldfrage in der Affäre um manipulierte Abgaswerte vor. "Unabhängig von den Ermittlungen, die Justizbehörden in den Vereinigten Staaten und in der Bundesrepublik führen, ist für die Sitzung des VW-Aufsichtsrates am 22. April eine qualifizierte Berichterstattung vorgesehen", sagte der SPD-Politiker. "In diesem Zusammenhang wird dann auch über Art und Weise einer Unterrichtung der Öffentlichkeit zu befinden sein", kündigte er an.
Der Konzern hatte eine "Berichterstattung zur Aufklärung der Hintergründe und Verantwortlichkeiten der Abgasthematik" für die zweite April-Hälfte versprochen. Es ist bisher unklar, in welcher Form das geschehen soll. Inwieweit Aktionäre und Öffentlichkeit unterrichtet werden, ist ebenso ungewiss wie Antworten zu der Frage, ob und in welchem Umfang Teile des Zwischenberichtes einsehbar sind.
Wieder Hoffnung auf Dividende
Volkswagen hatte im September zugegeben, Millionen Dieselfahrzeuge mit einer Software ausgestattet haben, die Abgaswerte so manipuliert, dass sie bei offiziellen Tests auf dem Prüfstand deutlich niedriger ausfallen als in der alltäglichen Nutzung auf der Straße. Angesichts der drohenden Strafen und Schadensersatzforderungen infolge dieser gezielten Manipulation muss der Konzern Milliardensummen zur Seite legen und kräftig sparen. Europas größter Autobauer war deswegen im dritten Quartal erstmals seit vielen Jahren in die roten Zahlen geraten. Einige Analysten rechnen auch für das Gesamtjahr mit einem Verlust.
Die VW-Arbeitnehmer müssen für 2015 auf die sonst übliche Gewinnbeteiligung verzichten. Sie erhalten stattdessen eine sogenannte Anerkennungsprämie, über deren Höhe derzeit verhandelt wird.
Unterdessen verdichten sich die Hinweise, darauf, dass nicht alle VW-Aktionäre mit einer Streichung der Dividende rechnen müssen. Zumindest die Besitzer von Vorzugsaktien können laut Medienberichten wohl zumindest eine symbolische Dividende erwarten.