VW-Chef Müller bei US-Automesse "Wir haben sehr enttäuscht"
Bei seinem ersten Auftritt in den USA ging der neue VW-Chef in Sack und Asche. Er bitte um Entschuldigung "für das, was bei Volkswagen falsch gelaufen ist", sagte Müller vor der Detroiter Automesse. Zudem verkündete er weitere Großinvestitionen in den USA.
Volkswagen-Chef Matthias Müller hat bei seinem ersten offiziellen USA-Besuch um Entschuldigung für die Abgasaffäre gebeten. "Wir wissen, dass wir unsere Kunden, die zuständigen staatlichen Stellen und die allgemeine Öffentlichkeit hier in den USA sehr enttäuscht haben", sagte Müller in Detroit vor dem Start der dortigen US-Automesse. "Ich bitte daher um Entschuldigung für das, was bei Volkswagen falsch gelaufen ist."
Keine Details zu Rückrufplan
Die USA haben den Konzern wegen der Abgasmanipulationen verklagt. Es geht um fast 600.000 Dieselfahrzeuge. Wegen Betrugs und Verstößen gegen Umweltgesetze drohen VW Strafen von bis zu 45 Milliarden Dollar (41,2 Mrd. Euro).
"Unser ganzer Einsatz zielt jetzt darauf ab, die Dinge in Ordnung zu bringen", sagte Müller weiter. Bei der Lösung der Krise stehe das Unternehmen mit den US-Behörden im Dialog. Einzelheiten zum Stand der Gespräche mit der Umweltbehörde EPA über einen Rückrufplan für betroffene Autos nannte er nicht.
Einkaufsgutscheine auch für Wagen mit größeren Motoren
Um die Besitzer der von den Abgasmanipulationen betroffenen Wagen mit größeren Motoren wohlgesonnen zu stimmen, will VW Einkaufsgutscheine verteilen. Besitzer des Geländewagens VW Touareg würden ein Angebot in Höhe von 500 Dollar Bargeld und 500 Dollar Guthaben erhalten, erklärte der USA-Chef des Konzerns, Michael Horn, am Rande des VW-Presseempfangs in Detroit.
Außer dem Touareg und dem Porsche Cayenne fahren auch mehrere Audi-Modelle mit dem betroffenenen Motor, der von der VW-Premiumtochter aus Ingolstadt entwickelt wurde. Ein Audi-Sprecher erklärte, ein ähnliches Programm wie für den Touareg sei in Arbeit.
Die Besitzer von Autos mit manipuliertem Zwei-Liter-Motoren hatten bereits Gutscheine angeboten bekommen. Von den gut 480.000 Besitzern dieser Autos hätten inzwischen 260.000 die 1000-Dollar-Gutscheine abgerufen, so Horn.
Bisher gebe es nur sehr wenige Kunden, die sich wegen des Abgasskandals bei VW beschwerten oder eine Rücknahme der Fahrzeuge forderten. Der Autobauer befrage alle zwei Wochen rund 1000 Kunden in den USA, um zu verfolgen, wie die Kunden auf die Affäre reagieren. Nach Medienberichten soll VW in Betracht ziehen, rund 115.000 Fahrzeuge zurückzukaufen.
"Die USA sind und bleiben ein Kernmarkt"
Trotz der drohenden Milliardenklagen und eines massiven Imageschadens will VW an seinen Investitionsplänen in den USA festhalten. Zusätzlich zu den bisherigen Ausgaben von mehr als einer Milliarde Dollar in das Werk Chattanooga im Bundesstaat Tennessee plane der Konzern dort weitere Investitionen in Höhe von 900 Millionen Dollar, bekräftigte Vorstandschef Müller. "Die USA sind und bleiben ein Kernmarkt für den Volkswagen-Konzern", sagte er.
Die Investitionen sind für die Produktion eines neuen sportlichen Geländewagens geplant, der Ende des Jahres erstmals vom Band laufen soll. Dadurch schafft VW nach früheren Angaben rund 2000 neue Arbeitsplätze in den USA.
Müller, der nach Bekanntwerden des Skandals das Ruder bei VW übernommen hatte, trifft sich auf seiner US-Reise auch mit Vertretern von Politik und Regulierungsbehörden in Washington. Das genaue Programm ist nicht bekannt.