Abhängig Beschäftigte Viel Sonntagsarbeit, zu wenig Ruhezeit
Arbeiten, wenn andere Feierabend haben oder das Wochenende genießen: Viele Menschen in Deutschland sind auch an Sonn- und Feiertagen, abends oder nachts beim Job. Gesetzliche Ruhezeiten können sie oft nicht einhalten.
Jeder oder jede zehnte abhängig Beschäftigte in Deutschland arbeitet auch an Sonn- und Feiertagen, jeder oder jede Siebte auch abends - und rund zwanzig Prozent der Arbeitnehmerinnen und -nehmer in Deutschland arbeiten nachts. Dabei werden die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhe- und Pausenzeiten zunehmend nicht eingehalten. Das geht aus zwei Antworten des Bundesarbeitsministeriums auf Fragen von Linken-Fraktionsvize Susanne Ferschl hervor, die der "Rheinischen Post" vorliegen.
Das Ministerium beruft sich bei seiner Antwort auf Daten des Mikrozensus sowie die regelmäßige Arbeitszeitbefragung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA).
Fachkräftemangel erhöht den Druck
Demnach können knapp ein Fünftel oder 18 Prozent aller abhängig Beschäftigten wegen eines hohen Arbeitsdrucks die gesetzlichen Ruhezeiten zwischen ihren Einsätzen oft nicht einhalten. In vielen Branchen macht sich laut der Antwort auch der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel zunehmend bemerkbar. Das führt immer häufiger zu Kapazitätsengpässen und verschlechterten Arbeitsbedingungen.
Vor allem in Gesundheits- und Sozialberufen, in der Gastronomie, im Verkehr oder im Einzelhandel können gesetzliche Ruhezeiten oft nicht eingehalten werden. Vorgeschrieben ist etwa zwischen zwei Arbeitseinsätzen eine gesetzliche Ruhepause von mindestens elf Stunden, die immer häufiger verkürzt werden muss.
Gesundheits- und Sozialwesen besonders belastet
Im Gesundheits- und Sozialwesen ist der Pausenausfall auch während des Arbeitstages mit 43 Prozent am höchsten, wie aus den Daten hervorgeht. Viele Arbeitnehmer seien zu Nachtarbeit, Sonn- und Feiertagsarbeit verpflichtet, sagte Feschl. Diese Arbeitszeiten schadeten nachweislich der Gesundheit und Zufriedenheit der Beschäftigten und müssten deswegen eingedämmt, reguliert und kontrolliert werden. Die Linken-Fraktionsvize forderte eine für alle Arbeitgeber verpflichtende Arbeitszeiterfassung.