Wohnungen mit Gasheizung Vonovia senkt nachts Heiztemperatur
Wegen des drohenden Gaslieferstopps will Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia nachts die Heiztemperatur begrenzen. Zum "Schutz" der Mieter vor drohenden Kosten, wie es heißt. Der Mieterbund schlägt Alarm.
Der Immobilienkonzern Vonovia hat eine Drosselung der Heiztemperatur in der Nacht für zahlreiche seiner Wohnungen angekündigt. Etwas mehr als die Hälfte der 490.000 Wohnungen des Unternehmen wird mit Gas-Zentralheizungen beheizt. "Um möglichst viel Gas in unseren Beständen einzusparen, werden wir in unseren Beständen sukzessiv eine Nachtabsenkung der Heizungstemperatur bei den Gas-Zentralheizungen einführen", teilte ein Vonovia-Sprecher mit. Dabei reduziere der Konzern die Heizungsleistung zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad Celsius. Wärmer wird es dann nicht mehr in rund einer viertel Million Wohnungen in Deutschland. Tagsüber und in den Abendstunden könnten die Mieter den Angaben zufolge weiter wie gewohnt heizen.
Vonovia begründet das Vorgehen mit der Vorgabe der Bundesregierung, Gas einzusparen. Zudem sagte eine Unternehmenssprecherin gegenüber tagesschau.de, Vonovia wolle "ein Stück weit auch die Mieter vor horrenden Kostensteigerungen bei der Gasabrechnung bewahren."
Laut Mieterbund „unzulässig“
Das sehen Mieterschützer anderes. Der Vorsitzende des Deutschen Mieterbunds Nordrhein-Westfalen, Hans-Jochem Witzke, sagte auf Anfrage von tagesschau.de: "Das ist unzulässig." Zwar gebe es keine gesetzliche Vorlage, aber mehrere richterliche Entscheidungen, die besagten, dass der Vermieter eine Temperatur von mindestens 20 Grad vorhalten müsse. Zudem könne der Vermieter nicht einfach vorgeben, wie warm es in einer Wohnung sein dürfe.
Die Menschen haben nach Ansicht des Mieterschützers auch ein unterschiedliches Temperaturempfinden, etwa ältere Menschen oder Säuglinge bräuchten es wärmer in den Räumen. Andere wiederum arbeiteten im Schichtdienst oder seien nachtaktiv.
Mieter werden vor vollendete Tatsachen gestellt
Vonovia wiederum beruft sich auf die "veränderten Rahmenbedingungen beim Thema Heizen" und schreibt in einem Aushang an die Mieter der betroffenen Wohnungen: Als verantwortungsvoller Vermieter wolle man etwas beitragen, "im Sinne der Umwelt und Ihres Geldbeutels. Daher haben wir heute im Zuge einer Routine-Wartung auch Ihre Heizung so eingestellt, dass die Heizleistung nachts zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad Celsius begrenzt wird." Das Unternehmen nennt das "transparente Kommunikation". Für die Mieter bedeutet das Vorgehen aber auch, dass sie faktisch vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Warmwasserversorgung nicht betroffen
Mieterschützer Witzke empfiehlt betroffenen Mietern, die sich durch die nächtliche Raumtemperatur-Absenkung persönlich benachteiligt fühlen, eine Mangelrüge beim Vermieter einzureichen. Dabei könnten lokale Mietervereine unterstützen und gegebenenfalls mit einer Mietminderung oder einer Unterlassungsklage dagegen vorgehen. Zumal laut Mieterbund die meisten Mieter ohnehin schon freiwillig Gas einsparen würden.
Vonovia betont, dass durch die nächtliche Reduzierung der Temperatur bis zu acht Prozent des Heizaufwands eingespart werden können. Die Warmwasserversorgung wird laut Vonovia nicht betroffen sein. Es gebe keine Einschränkungen beim Duschen oder Baden. Dies hatte Anfang der Woche eine Wohnungsgenossenschaft in Sachsen anders verfügt: In der Hälfte der 600 dort betroffenen Wohnungen ist Warmwasser nur noch in bestimmten Zeitfenstern verfügbar.
Absenkung beginnt mit der Heizsaison
Was die Deckelung der nächtlichen Wärmezufuhr durch Vonovia angeht, so werden Monteure diese Einstellung in den kommenden Monaten im Rahmen ihrer Routine-Wartung der Heizungsanlagen vornehmen. Zu Beginn der kommenden Heizsaison sollen dann alle Heizungen mit Nachtabsenkung arbeiten.
Der Gesamtverband der Wohnungswirtschaft, der auch Vonovia vertritt, warnt unterdessen vor den Folgen der steigenden Gaspreise auch für die Vermieter. Viele Wohnungsunternehmen haben laut Verband die Nebenkosten-Vorauszahlungen schon erhöht. Dennoch könne ein Teil der Wohnungsunternehmen in existenzbedrohende Liquiditätsengpässe geraten.