Telekom deaktiviert Funktion Der Münzfernsprecher hat ausgedient
In den letzten öffentlichen Fernsprechern kann jetzt nur noch mit Karte bezahlt werden. Ab kommendem Jahr sperrt die Telekom alle Telefonsäulen. Nostalgikern bleibt der Weg ins Museum, alle anderen nutzen weiterhin das Handy.
Ab sofort ist es nicht mehr möglich, in den bundesweit noch rund 12.000 verbliebenen Fernsprechern Telefongespräche mit Münzen zu bezahlen. Die Münzzahlung werde deaktiviert, teilte die Telekom in Bonn mit.
Ab Ende Januar werde dann auch die Zahlungsfunktion mittels Telefonkarten eingestellt. Damit endet dann der gesamte Telekommunikationsdienst an den Telefonsäulen beziehungsweise -häuschen.
Das Ende der engen Häuschen
Die Generation Smartphone wird sich jetzt vielleicht fragen: Was ist ein Telefonhäuschen? Für sie ist es kaum vorstellbar, was in der Vor-Handy-Zeit normal war: Wer etwa unterwegs war, musste erst mal eine Telefonzelle suchen, um mit den Liebsten zu sprechen oder andere wichtige Dinge zu klären.
In den engen Häuschen roch es meist unangenehm, oft stank es geradezu - nach modrigem Telefonbuchpapier, nach Schweiß, Zigarettenqualm, gar Urin. Manchmal fiel auch das Münzgeld durch den Apparat oder es neigte sich viel zu rasch dem Ende - und vor der Tür warteten ungeduldig Leute, die auch schnell telefonieren wollten. Das alles wird ab Januar nur noch Erinnerung sein.
"Fasse Dich kurz!"
Damit endet eine Ära. Begonnen hatte sie 1881 in Berlin mit dem ersten "Fernsprechkiosk". Früher stachen Deutschlands gelbe Telefonzellen von der Bundespost (die es von 1947 bis 1994 gab) aus dem Stadt- oder Landschaftsbild heraus. Mitte der 1990er-Jahre betrieb die Telekom mehr als 160.000 öffentliche Telefone. Sie standen nicht nur in Einkaufsstraßen oder an Bahnhöfen, sondern auch in reinen Wohngebieten oder am Waldrand.
Bis 2025 werden auch die letzten Telefonsäulen und -zellen abgebaut werden. (Archivbild)
Jahrzehntelang stand "Fasse dich kurz!" als Aufforderung an den Häuschen - ergänzt oft durch den Hinweis "Nimm Rücksicht auf Wartende", später dann, man benutzte moderne Telefonkarten, "Telefonieren ohne Münzen".
Telefonsäulen sind Stromfresser
Zuletzt standen die sogenannten Basistelefone und Stelen eigentlich nur noch an belebten Bahnhöfen, Flughäfen oder auf Messegeländen. Wirtschaftlich rentabel waren die Säulen längst nicht mehr. Außerdem sind sie laut Telekom Stromfresser: "Im Schnitt sind es zwischen 500 und 1250 Kilowattstunden im Jahr." Seit der Änderung des Telekommunikationsgesetzes Ende 2021 gebe es zudem keine "Verpflichtung zum Betrieb öffentlicher Telefone" mehr. Selbst für Notrufe seien sie irrelevant. Auch da habe der Mobilfunk übernommen.
Bis die letzten Telefon-Stelen endgültig abgebaut sind, wird wohl das Jahr 2025 angebrochen sein, wie es von der Telekom heißt. In Absprache mit den Gemeinden will das Unternehmen rund 3000 der letzten 12.000 Standorte ohne Telefoniefunktion weiter nutzen. Sie sollen mit sogenannten Small Cells ausgerüstet werden, kleinen Antennen, die Mobilfunksignale verstärken.
Die gelben sind schon ausverkauft: ausrangierte Telefonzellen der Telekom auf einem Gelände in Brandenburg.
Die Telekom verkauft die alten Zellen
Nostalgikern bleibt dann nur noch das Museum. Etwa das für Kommunikation in Frankfurt am Main, wo weit mehr als 50 Objekte rund um die öffentliche Telefonie zu sehen sind. Auch sind zahlreiche umfunktionierte Telefonzellen - sei es als Bücherschrank, Eiskiosk, Mini-Tonstudio oder gar Duschkabine - deutschlandweit noch im Einsatz.
Ausrangierte Telefonzellen gibt es im Internet auf Verkaufsplattformen oder auch bei der Telekom selbst zu kaufen. Die ganz alten gelben Zellen seien allerdings längst ausverkauft, teilt eine Telekom-Sprecherin mit.