Sicher in die neue Saison So wird das Fahrrad fit für den Frühling
Vor dem ersten Frühlingsausflug sollte das Fahrrad genau unter die Lupe genommen werden. Ob alles richtig funktioniert, können Laien auch selbst prüfen. Worauf es dabei ankommt - und wann eine Werkstatt die bessere Wahl ist.
Auf den Sattel, fertig, los? Auch wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen dazu verleiten mögen, sollte das Fahrrad vorher einen gründlichen Frühjahrscheck bestanden haben - insbesondere, wenn es im Winter überwiegend im Keller oder der Garage eingelagert wurde.
Dazu muss es nicht unbedingt in eine Werkstatt, vieles können Laien auch selbst überprüfen und gegebenenfalls gleich beheben. René Filippek und Joachim Hase vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) erklären, wie man am besten dabei vorgeht.
Erste Sichtkontrolle: Nichts Verdächtiges zu sehen?
Erster Schritt sollte sein, das Rad von Staub und Schmutz zu befreien. "Dazu nehmen Sie am besten lauwarmes Wasser mit etwas Spülmittel, einen Lappen, einen Schwamm und eine Bürste. Danach trocknen Sie es einfach mit einem Tuch ab", rät Hase. Frisch geputzt lässt sich das Rad schließlich besser einer Sichtkontrolle unterziehen.
"Ist am Rahmen, an der Gabel und den Felgenflanken alles in Ordnung? Oder sind dort etwa Risse oder Verformungen erkennbar? Wie sieht es mit Lenker, Vorbau, Sattelstütze und Sattel aus? Sind alle Schraubverbindungen fest?" Diese Fragen sollte man sich laut Filippek stellen.
Sollte bei der Sichtkontrolle nichts Verdächtiges zu erkennen sein, empfiehlt es sich, als Nächstes die Bremsen genauer zu inspizieren. Ihnen sollte auch besonderes Augenmerk gelten, denn sie müssen unbedingt einwandfrei funktionieren, mahnt Hase vom ADFC. "Die Bremshebel dürfen sich zum Beispiel nicht bis zum Lenker durchziehen lassen." Sollte das der Fall sein, muss die Bremse nachgestellt werden.
Bei Unsicherheiten rund um Bremsen: Besser in die Werkstatt
Ob auch neue Bremsbeläge nötig sind, lässt sich Filippek zufolge bei Felgenbremsen anhand der Querrillen auf den sogenannten Bremsschuhen erkennen. Sind diese nicht mehr eindeutig zu erkennen, ist das ein Zeichen dafür, dass ein Wechsel ansteht. Bei Scheibenbremsen gestaltet sich die Überprüfung schwieriger, denn hier lassen sich die Bremsbeläge nicht so gut einsehen. Wichtig aber ist: Sie sollten nicht weniger als einen Millimeter dick sein. Bei Scheibenbremsen verlangt auch der Wechsel der Beläge Laien einiges ab. Grundsätzlich gilt deshalb: "Wer rund um die Bremsen unsicher ist, sollte auf Experimente verzichten und die nächste Werkstatt aufsuchen", rät Filippek.
Auch die Kette bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Um Verschleiß und Korrosion entgegenzuwirken, müsse sie regelmäßig mit Kettenöl oder -fett geschmiert werden. Vorher sei es jedoch wichtig, die Kette und Ritzel mit einer Bürste oder einem Lappen von Schmutz und Fett zu befreien. Nach dem Ölen sollten alle Gänge durchgeschaltet werden, damit sich das Öl auch auf allen Zahnrädern verteilt. Springt die Kette beim Probefahren über die Ritzel, ist ein Austausch der Kette angezeigt.
Auf richtigen Reifendruck achten
Wichtig ist auch der Reifencheck. "Wenn das Rad lange gestanden hat, ist sicherlich zu wenig Druck im Reifen", so Filippek. Es sollte also nachgepumpt werden. Wie viel, darüber kann eine Pumpe mit Manometer Aufschluss geben. Der Mindest- und Maximalluftdruck ist auf den Reifenflanken angegeben. Den aufgepumpten Reifen sollte man sich dann noch einmal genauer anschauen. "Stecken in den Laufflächen kleine Steinchen oder Scherben? Dann schnell entfernen, sonst kann sich das mit der Zeit in den Reifen einarbeiten und eine Panne verursachen", rät der Radexperte. Außerdem: Reifenflanke auf Risse untersuchen. Sind dort tiefe Risse sichtbar, sei ein Reifenwechsel zu empfehlen.
Bei einer anschließenden kleinen Fahrradtour ums Haus lässt sich die Gangschaltung gut überprüfen. Dabei ist es wichtig, alle verfügbaren Gänge einmal zu testen. "Kommen Sie unkompliziert in den niedrigsten und in den höchsten Gang? Falls nicht, müssen Sie die Gangschaltung justieren", erklärt Hase. Das Einstellen einer Kettenschaltung könne dabei recht knifflig sein. In der Regel geschehe dies über Rändelschrauben am Griff, bei älteren Systemen auch an der Schaltung - im Zweifel besser eine Werkstatt aufsuchen.
Zu guter Letzt: Beleuchtung und Klingel auf Funktionstüchtigkeit überprüfen. Scheinwerfer, Rücklicht und Reflektoren sollten, wenn nicht schon geschehen, vorher gut gesäubert werden. Funktioniert die Beleuchtung nicht, sollte man zunächst kontrollieren, ob die Kontakte richtig stecken. "Wenn hier alles passt, dann hat man als Laie selbst nicht mehr viele Möglichkeiten, dem Fehler auf die Spur zu kommen und ihn zu beheben. Dann ist das ein Fall für die Werkstatt", sagt Filippek.
Bei defektem Akku: Finger weg
Bei E-Bikes kommt noch ein zentraler Bestandteil dazu: der Akku. Wichtig ist, dass er über den Winter richtig eingelagert worden ist. Dann kann er in der Regel direkt wieder benutzt werden. ADFC-Experte Hase hat dabei noch einen Tipp parat: "Fragen Sie bei Ihrer Werkstatt nach, ob es für Ihr System neue Software gibt. Die Werkstätten spielen Ihnen diese dann auf." Sollte sich der Akku allerdings gar nicht mehr rühren, dann heißt es: "Finger weg und auf keinen Fall selbst daran herumprobieren", mahnt Filippek.
Wer die Inspektion komplett in die Hände von Profis geben will, der sollte sich beeilen - und nicht erst auf schöneres Wetter warten. "In den meisten Werkstätten gibt es eine lange Wartezeit, in Großstädten kann sie schon bei mehreren Wochen liegen", sagt Filippek. Er rät, den Händler aufzusuchen, bei dem man das Fahrrad auch gekauft hat. "Kundinnen und Kunden werden in der Regel bevorzugt." Die Kosten für einen Basis-Check liegen Filippek zufolge zwischen 40 und 80 Euro, abhängig von der Werkstatt und dem Umfang der Arbeiten. Danach sollte man dann aber in jedem Fall sicher in die Fahrradsaison starten können.