Pandemie-Spielzeug Pop-It Der Affe, der einen Trend auslöste
Silikonformen mit kleinen Noppen, die sich mit den Fingern umstülpen lassen und dabei ein Plopp-Geräusch machen: Pop-Its sind dank der Videoplattform TikTok das Trendspielzeug der Pandemie.
Für die einen sind sie das perfekte Pandemiespielzeug, für andere schlicht sinnlos: Pop-Its wurden durch die Pandemie zum Trend. Sie basieren auf einem ganz simplen Trick. Das Geräusch beim Umstülpen der halbkugelförmigen Wölbungen erinnert an das Zerplatzen von Luftpolsterfolie, eine Beschäftigung, der so mancher stundenlang alleine nachgehen kann. Denn Pop-Its sind Silikon-Förmchen mit weichen Blasen, die sich mit den Fingern herunterdrücken lassen. Hat man alle Blasen eingedrückt und dreht die Form um, geht der Spaß von vorne los.
Die ploppenden Silikongebilde gibt es in allen Formen und Farben: Dinos, Herzen, Ananas oder Autos, die mal knallbunt, mal einfarbig sind. Aus vielen Kinderzimmern sind sie nicht mehr wegzudenken. Pop-Its - auch Plopper genannt - sind seit Monaten angesagt, tauchen auf TikTok oder Instagram auf, werden auf Schulhöfen getauscht und haben besonders unter Grundschülern einen Hype ausgelöst.
Idee entstand bereits 1975
Die Idee ist nicht neu: Bereits 1975 erfanden Theo Coster und seine Frau Ora, die Gründer des Spielzeugentwicklers Theora Designs, den ersten Prototypen des Pop-Its. Doch damals fand sich kein Käufer, der das Spielzeug produzieren wollte.
2009 sorgten die Söhne des mittlerweile verstorbenen Ehepaares dafür, dass die Pop-Its doch noch ein Trend wurden: Sie schlossen einen Vertrag mit dem kanadischen Unternehmen FoxMind, das erstmals begann, Pop-Its für den Verkauf herzustellen. Der große Erfolg blieb erstmal aus. 2019 schlossen FoxMind und sein Geschäftspartner Buffalo Toys einen Vertrag mit der US-amerikanischen Einzelhandelskette Target. Und Target begann, mit Influencern Werbung zu machen.
TikTok löst Hype aus
Der Durchbruch des Silikon-Spielzeugs gelang dank der Videoplattform TikTok: Immer mehr Videos erschienen auf der Social-Media-Plattform, in denen Influencer mit den Pop-Its spielen. Das Video, in dem "Influencer-Affe" Gaitlyn Rae auf einem Pop-It herumdrückt, löste in sozialen Medien einen enormen Hype aus, und die Verkaufszahlen schossen nach Angaben der Hersteller in die Höhe.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Nachahmer, die nicht-lizenzierte Produkte vertreiben. FoxMind plant deshalb, einen Teil des Marktes mit innovativeren, eigenen Designs zurückzuerobern. Obwohl Produktpiraten mehr Geld verdient haben als sie selbst, sind die Söhne der Erfinder von der Kreativität, die die Familienidee entfesselt, begeistert.
Ein sinnvolles Spielzeug?
Befürworter des Spielzeugs sind davon überzeugt, dass durch die Pop-Its Stress abgebaut werden kann und die Konzentration gesteigert wird. Kinderpsychologe Will Shield erklärte in einem Interview mit der BBC, dass sensorische Spielzeuge bei der Nutzung einen oder mehrere Sinne aktivieren. Die Aufmerksamkeit des Spielers werde bei der gezielten Beschäftigung mit einem Pop-It, bei dem Sehen, Fühlen und Hören aktiviert werden, von starken Emotionen oder negativen Gedanken auf das Spielen gelenkt.
Es gibt allerdings auch Skepsis, vor allem im schulischen Umfeld. Bei leicht ablenkbaren Kindern könnten Pop-Its kontraproduktiv sein, sagt die Professorin für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie, Hanna Christiansen: "Sie bergen Konfliktpotenzial, wenn Kinder sie trotz Aufforderung der Lehrkraft nicht weglegen." Und auch an einer gesteigerten Aufmerksamkeit gibt es Zweifel, wie etwa Sabine Martschinke vom Grundschulverband betont: "Pop-Its als Lösung für Hyperaktivität und Verhaltensprobleme und auch die angestrebte Entwicklung hin zu einer Finger-Ruhighaltung anzusehen, kann zu einem problematischen Einsatz führen."