Ausstand im Flugverkehr Streiks legen erneut mehrere Flughäfen lahm
Flugreisende müssen zurzeit gute Nerven haben, denn die Gewerkschaften haben erneut zu Streiks aufgerufen. Heute will die Kabinengewerkschaft UFO den Flughafen München lahmlegen. Am Donnerstag bestreikt ver.di fünf weitere Airports.
Wegen mehrerer Streiks im Luftverkehr müssen Reisende in den kommenden Tagen erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Am Flughafen München setzt die Kabinengewerkschaft UFO ihren am Dienstag in Frankfurt am Main begonnenen Ausstand bei der Lufthansa fort.
Und für Fluggäste steht an mehren weiteren Flughäfen schon der nächste Arbeitskampf bevor: Die Gewerkschaft ver.di hat die Luftsicherheitskräfte an den Airports Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Karlsruhe/Baden Baden für Donnerstag erneut zu einem Warnstreik aufgerufen. Beschäftigte in der Fluggastkontrolle, in der Personen- und Warenkontrolle, der Frachtkontrolle und in Servicebereichen sollen ganztägig die Arbeit niederlegen.
120.000 Lufthansa-Fluggäste betroffen
Nach den von ver.di organisierten Ausständen beim Bodenpersonal in der vergangenen Woche waren am Dienstag Flugbegleiter der Lufthansa und der Regionaltochter Cityline in Frankfurt am Main in den Ausstand getreten. Von 4.00 bis 23.00 Uhr waren an Deutschlands größtem Flughafen alle Lufthansa-Abflüge bestreikt worden. Etwa 600 Flüge waren in Frankfurt ausgefallen, 70.000 Passagiere waren betroffen.
Für Mittwoch hat UFO das Lufthansa-Kabinenpersonal in München von 4.00 bis 23.00 Uhr zum Streik aufgerufen. Dort werden nach Einschätzung der Lufthansa 400 Flüge mit 50.000 Fluggästen nicht abheben können.
Verhandlungen gehen weiter
Die Verhandlungen mit ver.di für die etwa 25.000 Beschäftigten am Boden sollen am Mittwoch und Donnerstag trotz des Streiks fortgesetzt werden. Die Gewerkschaft verlangt bei einer Laufzeit von einem Jahr 12,5 Prozent mehr Geld im Monat, während das Unternehmen bei einer Laufzeit von 28 Monaten zehn Prozent angeboten hat. Die Gewerkschaft UFO wiederum fordert für die etwa 18.000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1.000 Kräfte der Cityline im Kern 15 Prozent mehr Geld, bei einer Vertragslaufzeit von eineinhalb Jahren.
Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben bei einer Laufzeit von zwei Jahren eine Erhöhung der Tarifgehälter von sechs Prozent zum August 2024 und weitere 3,25 Prozent zum August 2025 angeboten. Zudem sollen die Kabinenbeschäftigten im April 2024 eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro erhalten.
Kritik von Lufthansa und Flughafenbetreibern
Bei der Lufthansa und den Flughafenbetreibern stoßen die Aktionen auf Kritik. "Ich verstehe auch unsere Mitarbeitenden, die Kolleginnen und Kollegen der Kabine machen einen tollen Job, keine Frage. Aber der Streik ist der falsche Weg", sagte Personalvorstand Michael Niggemann. Streik bringe keine Lösung, "Lösungen gibt es nur am Tariftisch". Die Lufthansa habe mit die besten Konditionen der Branche. Das zeige auch die große Zahl von Bewerbungen.
Aus Sicht der Flughafenbetreiber ufern die Streik aus: "Ein ganzes Land wird vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten. Die Gewerkschaften haben jedes Maß verloren", kritisierte die Arbeitsgemeinschaft deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) die anhaltenden Ausstände.
"Der Wirtschafts- und Tourismusstandort Deutschland steht blamiert dar und nimmt großen Schaden", sagte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. "Arbeitskampfmaßnahmen bedeuten ein Horrorszenario für die betroffenen Fluggäste und haben weitreichende Folgen für die individuelle Mobilität und die Wirtschaftsabläufe."
Beisel forderte, verbindliche Schlichtungsverfahren und einer Mindestwarnzeit vor Streikbeginn festzuschreiben. "Flughäfen gehören zur kritischen Infrastruktur und müssen vor Streikeskalationen geschützt werden."
Mehr Flüge zwischen Frankfurt und München
Um am Mittwoch Fluggästen Alternativen zu bieten, hat die Lufthansa nach Angaben eines Sprechers ihr Angebot auf der Strecke zwischen Frankfurt am Main und München kurzfristig ausgebaut. Nach Ende der Streiks müssten Passagiere vereinzelt noch mit Verspätungen und Flugausfällen rechnen.
Passagiere sollten sich laut den Flughäfen München und Frankfurt bei der Lufthansa über Flugstreichungen informieren. Der Flugstatus werde entsprechend regelmäßig auf der jeweiligen Internetseite des Flughafens aktualisiert.
Reisenden wird ansonsten empfohlen, sich bei ihrer jeweiligen Fluggesellschaft zu erkundigen, ob ihr Flug stattfindet. Vor Ort sei am Donnerstag ausreichend Zeit einzuplanen und möglichst auf Handgepäck zu verzichten.