Milliardenhoher Investitionsstau Kommunen vernachlässigen Kinderbetreuung
Der Investitionsstau bei Kitas steigt einer Studie der staatlichen Förderbank KfW zufolge auf 10,5 Milliarden Euro. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Kommunen zum Teil erheblich.
Die deutschen Kommunen investieren zu wenig in den Ausbau der Kinderbetreuung. Der von den Kämmereien gemeldete Investitionsrückstand bei Kitas summiere sich deutschlandweit auf 10,5 Milliarden Euro, hat die staatliche Förderbank KfW in einer aktuellen Studie ermittelt.
Dahinter verstecken sich jedoch große Unterschiede zwischen den Kommunen. So bewerten zwölf Prozent den Investitionsrückstand bei Kitas als gravierend und weitere 36 Prozent als noch erheblich. 52 Prozent der Städte, Kreise und Gemeinden haben hingegen keinen oder nur einen geringen Rückstand.
Die Gründe für diese Differenzen lägen laut KfW beispielsweise in unterschiedlichen Haushaltslagen von finanzstarken und -schwachen Kommunen oder in divergierenden demografischen Entwicklungen zwischen wachsenden und schrumpfenden Regionen. Die Nachfrage nach Kita-Plätzen wird stark durch die Zahl der Geburten und Weg- oder Zuzüge junger Familien bestimmt.
Rund zwei Drittel der Einrichtungen seien nach Angaben der KfW in Trägerschaft der Kommunen. Der Rest werde von privaten Trägern gestellt, die dafür öffentliche Mittel erhielten.
Investitionen seit zwei Jahren rückläufig
Nachdem die Investitionen für Kitas bis zum Jahr 2020 stetig gestiegen sind, seien sie seit zwei Jahren wieder rückläufig: 2022 dürften sie bei 3,2 Milliarden Euro liegen. Das entspricht rund acht Prozent der kommunalen Investitionen.
Die KfW hat sich auch mit den Ursachen für den Investitionsstau befasst: Erschwert werde der Kita-Ausbau durch stark gestiegene Baupreise. Hinzu kämen Planungsunsicherheiten infolge der aktuellen Krisen. So habe die Corona-Pandemie zu einer Veränderung der Prioritäten geführt. Auch der russische Krieg gegen die Ukraine-Krieg belaste zusätzlich, wenn beispielsweise vermehrt geflüchtete Kinder betreut werden müssen.
"Stabile Investitionen erforderlich"
Mit Blick auf die Zukunft gehen die Erwartungen auseinander. Fast jede zweite Kommune (47 Prozent) rechnet zwar mit einem Rückgang des Investitionsrückstands für Kinderbetreuung. Knapp ein Viertel (23 Prozent) hingegen geht von einem weiteren Anstieg aus.
"Die Kommunen stehen beim Kita-Ausbau vor der Herausforderung, trotz Krisenumfeld und unsicherer finanzieller Lage ein angemessenes Angebot an Daseinsvorsorge bereitzustellen", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Das erfordere stabile Investitionen und setze eine auskömmliche und verlässliche Ausstattung der Kommunen mit eigenen Finanzquellen wie Steuereinnahmen oder Zuweisungen im Finanzausgleich voraus. "Kredite oder Fördermittel können Finanzlücken nur teilweise auffangen", sagte die Ökonomin.