Inflation in Deutschland Wo die Preise besonders stark gestiegen sind
Die Inflation in Deutschland hat erstmals seit den Nachkriegsjahren die Marke von 10,0 Prozent erreicht. Jetzt ist auch klar, was besonders teuer geworden ist.
Verbraucherinnen und Verbraucher können sich für einen Euro immer weniger leisten. Die Verbraucherpreise sprangen im September um 10,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat in die Höhe, teilte das Statistische Bundesamt am Morgen in Wiesbaden mit und bestätigte damit seine vorläufige Schätzung. Im August war noch eine Teuerungsrate von 7,9 Prozent verzeichnet worden.
So hoch wie jetzt lag die Inflationsrate im wiedervereinigten Deutschland noch nie. Zwar wurden in den alten Bundesländern Anfang der 1950er-Jahre Raten von zehn Prozent und mehr gemessen; allerdings hat sich die Berechnungsmethode im Laufe der Zeit geändert.
Heizöl mehr als doppelt so teuer
Einmal mehr war der Preisanstieg bei Energieprodukten im September mit einem Plus von 43,9 Prozent binnen Jahresfrist am höchsten. Dabei haben sich die Preise für leichtes Heizöl binnen Jahresfrist mit plus 108,4 Prozent mehr als verdoppelt, die Teuerung für Erdgas betrug 95,1 Prozent.
Für Strom wurden 21,0 Prozent mehr verlangt. "Die Abschaffung der EEG-Umlage seit Juli 2022 federte die Strompreiserhöhung nur leicht ab", halten die Statistiker fest.
Tanken wieder deutlich teurer
Die Kraftstoffpreise stiegen im Vorjahresvergleich um 30,5 Prozent. Hier machte sich der Wegfall des Tankrabatts bemerkbar: Im Vergleich zum Vormonat August, in dem die Energiesteuer noch um 35 Cent je Liter Benzin und um 17 Cent je Liter Diesel gesenkt wurde, betrug der Preisanstieg bei den Kraftstoffen stolze 12,5 Prozent.
"Das Auslaufen der abgesenkten Mineralölsteuer dürfte jedoch nur ein Grund für die kräftige Preiserhöhung bei Kraftstoffen sein", so das Statistische Bundesamt. "Ursachen für die teuren Energieprodukte sind insbesondere die starken Anstiege der internationalen Einkaufspreise."
ÖPNV mit drastischem Preissprung
Sprunghaft erhöhten sich derweil auch die Preise für die Tickets der Bahn im Nahverkehr - plus 82,5 Prozent im Vergleich zum August. Beim kombinierten Personenverkehr belief sich der Preisanstieg sogar auf ein Plus von 175,3 Prozent. Das Auslaufen des 9-Euro-Tickets spiegelt sich in diesen Zahlen eindrücklich wider.
Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln beschleunigt sich
Auch die Preise für Nahrungsmittel stiegen im September deutlich stärker als die Gesamtteuerung: Der Preisauftrieb lag hier bei 18,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und hat sich damit nochmals beschleunigt. Im August hatte das Plus noch 16,6 Prozent betragen. Seit Jahresbeginn habe sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln sukzessive verstärkt, halten die Statistiker fest.
Am stärksten stiegen die Preise für Speisefette und Speiseöle (plus 49,0 Prozent) sowie für Molkereiprodukte und Eier (plus 29,1 Prozent). Aber auch für Fleisch und Fleischwaren (plus 19,5 Prozent) sowie für Brot und Getreideerzeugnisse erhöhten sich die Preise für Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar.
Kaufkraft der Deutschen sinkt rapide
Die hohen Preise schmälern die Kaufkraft der Verbraucher, diese können sich für einen Euro weniger leisten. Den privaten Haushalten in Deutschland droht angesichts der anhaltend hohen Inflation ein empfindlicher Verlust an Wohlstand.
Die Experten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) rechnen damit, dass die Kaufkraft der Bundesbürger im kommenden Jahr um 4,1 Prozent einbricht - und damit so stark wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Das ließe in der Folge den privaten Konsum bis weit ins kommende Jahr hinein schrumpfen.