Probleme der Imker Honig ist nicht nur Zuckerschlecken
Das Glas Honig auf dem Frühstückstisch ist für viele ein Muss. Die Deutschen verbrauchen weit mehr als hierzulande produziert wird. Und doch stehen die deutschen Imker vor einer ganzen Reihe von Problemen.
Honig gehört in Deutschland zu den beliebtesten Brotaufstrichen. Im Jahr 2021 verzehrte jeder Deutsche im Durchschnitt gut 800 Gramm. Eigentlich ein Grund zur Freude für Markus Lay vom Saarländischen Imkerverband. Und auch die Zahl der Bienenvölker ist laut Lay in den vergangenen zehn Jahren fast kontinuierlich angestiegen: Ende 2022 wurden nach Schätzung des Deutschen Imkerbundes bundesweit 989.891 Bienenvölker gehalten, von 149.105 Imkerinnen und Imkern.
Und doch sieht es für die Honigproduktion in Deutschland alles andere als rosig aus. Nicht nur, dass gepanschter Importhonig die Preise drückt und das Imkern unattraktiv macht. Durch die schlechte Witterung und Krankheiten ist der Honigertrag je Bienenvolk 2021 von 29,8 auf 19,2 Kilogramm eingebrochen.
Hobby-Imker statt Hauptberuf
Imkern ist, zumindest in Deutschland, mehrheitlich ein Hobby. Im Saarland etwa gibt es laut Lay gerade einmal einen einzigen professionellen Honigproduzenten, und das bei 2102 organisierten Imkern.
Denn das große Geld lässt sich in Deutschland mit Honig nicht verdienen, auch wenn der süße Sirup so beliebt ist. "Um überhaupt die Arbeitsleistung zu decken, müsste der Honig eigentlich schon seit Jahren 20 Euro kosten. Aber das zahlt natürlich keiner", so Lay.
Das Saarland steht im Bundesvergleich noch gut da: Kommen auf den Quadratkilometer bundesweit im Schnitt nur 2,8 Bienenvölker, sind es hier 4,1 - nach Einschätzung des Saarländischen Imkerverbandes ideal für eine Bestäubung der Natur. Sehr viel schlechter sieht es da zum Beispiel in Brandenburg aus. Dort muss ein einzelnes Bienenvolk rechnerisch mehr als einen Quadratkilometer abdecken.
Bestand erholt sich seit 2010
Das ist auch historisch bedingt: Mit der Wende fiel im Osten Deutschlands die finanzielle staatliche Unterstützung weg, die Imkerei brach dort ein. In der alten Bundesrepublik hatte das Imkern schon seit den 1950er-Jahren an Attraktivität verloren. Gab es um 1950 noch geschätzt zwei Millionen Bienenvölker, waren es zur Wendezeit nur noch 1,2 Millionen.
Der Tiefpunkt kam 2010 mit nur noch 750.000 Bienenvölkern. Von da an ging es langsam wieder bergauf, auch weil das Bienensterben, der weltweite Rückgang der Honigbiene und die dadurch ausbleibende Bestäubung von Pflanzen ins öffentliche Bewusstsein rückten.
Guter Honig? Am besten vom Imker um die Ecke
Wer qualitativ guten Honig kaufen möchte, dem rät Lay, zum Imker vor Ort zu gehen. Die Verbände hätten meist auf ihren Internetseiten entsprechende Listen parat. Wer trotzdem im Supermarkt einkaufen wolle, sollte zumindest auf eine klare Herkunftsbezeichnung achten. Honig etwa, der als "aus Deutschland" deklariert sei, müsse von Gesetzes wegen auch von hier kommen.
Das Problem: Oft ist der Honig als "Mischung aus EG- und Nicht-EG-Ländern" deklariert. "Da kann im Prinzip alles drin sein", so Lay. Das müsse zwar nicht zwangsweise eine schlechte Qualität bedeuten, es gebe auch Bio-Honige aus solchen Mischungen. "Es ist aber eben schwierig zu wissen, woher dieser Honig kommt."
Damit sei dann auch unklar, ob der Honig Fremdpollen enthalte. Bei Pollen aus fremden Ländern könnten sich zum Beispiel Lebensmittelallergien entwickeln, etwa wenn vermehrt Rhododendron-Pollen enthalten seien.
Probleme durch Pollen und invasive Arten
Zudem bereitet den Imkerinnen und Imkern Sorge, dass durch den importierten Honig auch Krankheiten eingeschleppt werden. So könnten Bienen in trachtarmen Zeiten, auch wenn das Risiko gering ist, Glascontainer mit ungespülten Honiggläsern anfliegen, in deren Resten sich noch Sporen etwa der amerikanischen Faulbrut finden, und so diese Bienenkrankheit ins Volk einschleppen - eine Katastrophe für den Imker.
Auch eingeschleppte Arten wie die Asiatische Hornisse (Vespa Velutina) sind für die heimischen Honigbienen ein großes Problem. Im Saarland setzt sie den Bienenvölkern seit zwei Jahren zu, aber auch in anderen Bundesländern ist sie schon angekommen. Genaue Zahlen dazu gibt es aber noch nicht.
Hoffnungslos ist Lay für die Zukunft der Imkerei allerdings nicht. Die Zahl der Imker steigt, und auch der Altersdurchschnitt ist gesunken. "Durch die mediale Aufarbeitung des Bienensterbens haben auch nochmal viele jüngere Leute damit angefangen."