Grüne Woche in Berlin gestartet Weniger Steuern für gesundes Essen?
Nach zwei Jahren Corona-Pause startet die Grüne Woche in Berlin nun wieder als Ereignis vor Ort. Zum Auftakt der Messe dankte Agrarminister Özdemir den Landwirten und erneuerte seine Pläne für eine Mehrwertsteuersenkung.
Häppchen naschen, Tiere streicheln, Wein verkosten - das war auf der virtuellen Grünen Woche in den vergangenen zwei Jahren nicht möglich. Nach der Corona-Pause hat die internationale Ernährungsmesse nun wieder ganz analog ihre Tore geöffnet.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der die Messe zusammen mit Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey eröffnete, dankte den Landwirten dafür, dass sie Tag für Tag für einen gedeckten Tisch sorgten. Dies sei nicht selbstverständlich, weil es auf der Erde auch Menschen gebe, "die hungrig ins Bett gehen müssen", sagte der Grünen-Politiker.
Özdemir: Mehrwertsteuer für Obst und Gemüse senken
Özdemir bekräftigte erneut sein Vorhaben, die Mehrwertsteuer für Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf Null zu setzen. "Ich glaube, das wäre nicht nur ein wichtiges Signal für ein Essen, mit dem man gesund alt werden kann. Es wäre auch ein klares Bekenntnis zu einem Wandel in Land- und Ernährungswirtschaft, die dem Schutz von Natur und Klima gerecht wird."
Das fordert auch das Bündnis "Wir haben es satt", das für Samstag eine Demonstration mit 50 Traktoren und rund 10.000 Teilnehmenden angekündigt hat. Der Zusammenschluss verschiedener Organisationen demonstriert für eine soziale und klimagerechte Agrarwende. Das Bündnis fordert neben einer Übergewinnsteuer für Agrarunternehmen auch eine gentechnikfreie Landwirtschaft und den Stopp von "klimaschädlichen Subventionen".
Greenpeace-Umfrage: Zwei Drittel für Null-Prozent-Steuer
Die Umweltorganisation Greenpeace legte eine Umfrage vor, wonach 67 Prozent der Befragten sich für eine komplette Abschaffung der Mehrwertsteuer auf "klimafreundliche pflanzliche Lebensmittel" aussprechen. Die Bundesregierung müsse diese nun umsetzen.
"Sie kann Menschen mit gezielten Steuerbefreiungen dazu motivieren, mehr klimaverträgliche Lebensmittel zu verbrauchen", heißt es in der Greenpeace-Mitteilung. Zudem hätten alle Menschen unabhängig vom Einkommen ein Recht auf gesunde Lebensmittel aus nachhaltiger Erzeugung. "Dazu kann eine Mehrwertsteuer von null Prozent auf Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Milchersatzprodukte maßgeblich beitragen", heißt es weiter.
Bauernverband gegen unterschiedliche Steuersätze auf Lebensmittel
Özdemirs Pläne sehen vor, dass tierische Erzeugnisse wie Fleisch oder Milch weiterhin wie bisher mit sieben Prozent besteuert werden. Das kritisiert der Bauernverband und fordert einen einheitlichen Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel. "Der darf gern niedriger sein als die aktuellen Sätze, über die Höhe kann man diskutieren", sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied im "Tagesspiegel".
Alles von null bis sieben Prozent, dem ermäßigten Steuersatz, sei aus seiner Sicht vertretbar, sagte Rukwied. "Wir sollten aber nicht über unterschiedliche Sätze versuchen, den Konsum zu lenken." Es dürfe nicht sein, dass sich nur noch Verbraucherinnen und Verbraucher mit höheren Einkommen Fleisch leisten könnten.
Auf der Grünen Woche diskutieren bis zum 29. Januar Landwirte, Ernährungsindustrie, Verbände und Politik über die Zukunft der Ernährung. 1400 Aussteller aus 60 Ländern präsentieren vor Ort ihre Produkte.