Inflation und weniger Anbau Schwächste Erdbeerernte seit 24 Jahren
Das Statistische Bundesamt erwartet die schwächste Erdbeerernte in Deutschland seit 1998. Mangelnde Nachfrage und niedrige Preise haben offenbar viele Landwirte bewogen, einen Teil ihrer Früchte gar nicht erst zu ernten.
In diesem Sommer summiert sich die Freilandernte von Erdbeeren in Deutschland voraussichtlich auf 91.300 Tonnen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Bestätigt sich diese vorläufige Schätzung, wäre das der niedrigste Wert seit 24 Jahren: Damals, im Jahr 1998, waren 81.500 Tonnen Erdbeeren geerntet worden.
Mit dem nun für 2022 geschätzten Wert würde die von den Feldern geholte Menge fünf Prozent unter der bereits sehr geringen Erdbeerernte des vergangenen Jahres von rund 96.000 Tonnen liegen. Zum Vergleich: In den Jahren 2016 bis 2021 hatte die durchschnittliche Erntemenge 115.600 Tonnen betragen.
Wegen Inflation auf Erdbeeren verzichtet?
"Eine Ursache für diese Entwicklung ist die Reduzierung der Anbauflächen für Erdbeeren im Freiland auf bundesweit rund 9700 Hektar. Dies ist der niedrigste Wert seit der Jahrtausendwende", teilte das Statistische Bundesamt mit und bezifferte den Flächenrückgang im Vergleich zum Vorjahr auf neun Prozent. "Ein weiterer Grund ist möglicherweise die sinkende Nachfrage nach Erdbeeren aus heimischer Erzeugung."
Bereits Ende Mai hatte die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen darauf hingewiesen, dass einige Bauern auf die Erdbeerernte verzichteten, weil sie sich schlicht nicht mehr lohne. Die Kaufzurückhaltung sei demnach unter anderem auf die Auswirkungen der Inflation zurückzuführen: Viele alltägliche Produkte seien teurer geworden, die Kunden verzichteten deshalb auf bestimmte Lebensmittel wie Erdbeeren.
Auch weniger Spargel
Die Spargelernte wird im laufenden Jahr nach ersten Schätzungen mit rund 113.100 Tonnen ebenfalls rückläufig gewesen sein. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre dürfte sich das Minus auf knapp zehn Prozent belaufen, im Vergleich zum Vorjahr dürfte der Rückgang fünf Prozent betragen, so die Statistiker. Wie bei Erdbeeren könnte auch beim Stangengemüse eine sinkende Nachfrage der Grund dafür gewesen sein.